Rezension

Eine wunderbare Geschichte

Nur ein einziger Tanz -

Nur ein einziger Tanz
von Hermien Stellmacher

Bewertet mit 5 Sternen

Rike hat einen großen Übersetzungsauftrag erfolgreich abgeschlossen und denkt über einen Urlaub in der Bretagne nach, zumal sich ihr Freund Edgar eine Auszeit von ihrer Beziehung genommen hat. Ein Brief aus Amsterdam verändert die Situation, denn ein Unbekannter hat ihre verstorbene Mutter gekannt und lädt Rike zu sich ein. Von sich selbst überrascht, nimmt Rike an und lernt ihre Mutter von einer ganz anderen Seite kennen.

Hermien Stellmacher versteht es ausgezeichnet, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Rike ist sofort gut vorstellbar: eine Frau in ihren 50ern, alleinstehend, eine gute Freundin, die sich gerade im Ausland aufhält, erfolgreich im Job, ansonsten aber ziemlich allein. Hendrik Rhee, der Verfasser des Briefes lebt mit seinen Freunden Greet und Karel in einer sehr harmonischen Alten-WG. Sie sind authentisch und liebenswert beschrieben.

Die Konfrontation mit dem Lebensgeheimnis ihrer Mutter und ihrer eigenen Vergangenheit verändert Rike. Die Entwicklung von einer Frau, die mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet ist, sieht man von ihren beruflichen Erfolgen ab, zu einer selbstbewussten Frau, die mit sich und ihrer Vergangenheit im Reinen ist, ist gut nachvollziehbar. Wie die Autorin ist auch Rike als Teenager von Amsterdam nach Bayern gezogen, so dass dieser Roman nicht nur fiktiv ist, sondern auch ein wenig autobiografisch.

Die Atmosphäre in Amsterdam, die Beschreibungen der Häuser, Grachten, Restaurants und der Menschen, die eine eigene Mentalität haben, lassen die Leserin wunderbar in diesen Roman eintauchen.

Hermien Stellmacher, Jahrgang 1959, wuchs in Amsterdam auf und zog mit 15 Jahren nach Deutschland. Sie illustrierte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und schreibt seit einigen Jahren Bücher für Erwachsene. Sie lebt in der Fränkischen Schweiz und in der Provence.

Mir gefällt das verspielte Cover sehr gut, zeigt es doch den entscheidenden Moment im Leben von Rikes Mutter. Allerdings wird es meiner Meinung nach dem Inhalt nicht gerecht, denn es geht um Lebensschicksale, die miteinander verwoben sind und die Auswirkungen auf das Leben anderer haben bzw. gehabt haben. Das dem Roman vorangestellte Zitat von E.M. Forster bringt es auf den Punkt.

Fazit: ein wunderbarer Roman über getroffene und nicht getroffene Entscheidungen und ihre Auswirkungen, nicht nur für denjenigen selbst, sondern auch für andere.