Rezension

Beste Krimiunterhaltung aus Wien

In der Hitze Wiens - Günter Neuwirth

In der Hitze Wiens
von Günter Neuwirth

Bewertet mit 5 Sternen

Günter Neuwirth lässt seinen sympathischen Chefinspektor Wolfgang Hoffmann nun schon zum 6. Mal ermitteln. Nach einem langen Krankenstand ist er nun wieder in seinem alten Team zurück.
Während sich die Hitze erbarmungslos über die, der Urlaubszeit wegen, teilweise entvölkerte Stadt legt, wird Hoffmann zu einem unklaren Todesfall in einer Villa am Schafberg gerufen. Hat der Villenbesitzer den Einbrecher überrascht und ist deswegen getötet worden?
Wolfgang Hoffmann hat hier so seine Zweifel, zumal der Tote neben den tödlichen Stichverletzungen ein gebrochenes Nasenbein aufweist. Also zwei Täter?
Hoffmann und sein Team hören sich in der näheren Verwandtschaft um, und entdecken, dass niemand so richtig traurig über den Tod des Erbonkels ist.
Erst die Verhaftung eines Serieneinbrechers in Deutschland bringt die Ermittler auf die richtige Spur..

Meine Meinung:

Wer Günter Neuwirths Krimis kennt, weiß, dass wilde Verfolgungsjagden und Alleingänge des Chefermittlers nicht seine Sache sind. Hier wird akribische Polizeiarbeit geleistet, auch wenn manche Leser dies nicht immer so spannend finden. Mit gefällt das viel besser, als wenn der Täter plötzlich aus dem Zylinder gezogen wird, wie das sprichwörtlichen Kaninchen.
Geschickt verknüpft der Autor mehrere, zunächst unzusammenhängend erscheinende Handlungsstränge.
Da ist zum einen die, von ihrem Mann in der Wohnung eingesperrte, Tuki, die im Laufe des Krimis eine viel versprechende Entwicklung durchmacht. Oder das Schicksal von Nadja, die alles daran setzt, ihrer kleinen Tochter Jana Geborgenheit zu vermitteln. Oder Hannes, der einige Zeit im Gefängnis war, dort einen beruf erlernt hat und ein geordnetes Leben führen möchte. Zwar holt ihn seine Vergangenheit ausgerechnet in der Person von Dragan kurz ein, der auch Nadja nicht unbekannt ist. Hannes kann sich dem alten Milieu entziehen und gibt Hoffmann entscheidende Tipps.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Sehr gut gefällt mir, dass das Team rund um Hoffmann gut zusammenarbeitet. Das häufig strapazierte Stilmittel der „Wadlbeißerei“ im Team bzw. ein abgehobener Abteilungsleiter oder ein ehrgeiziger Staatsanwalt fehlen hier völlig. Solche unsympathische Typen gehen auch gar nicht ab. Diese Rolle übernehmen schon andere.
Wir Leser erhalten einen wohldosierten Einblick in das Privat- und Gefühlsleben von Wolfgang Hoffmann, sodass der Krimi, obwohl schon der 6. problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.
Als Wienerin gefällt es mir natürlich sehr, einige Straßen und Plätze abseits der Touristenpfade wieder zu begegnen. Die Ottakringer Straße um nur ein Beispiel zu nennen. Als Bezirksgrenze zwischen Ottakring und Hernals ist sie fest in der Hand von ehemaligen Gastarbeitern aus dem früheren Jugoslawien und der Türkei, was nicht immer ganz friktionsfrei abläuft.
Die verschiedenen Handlungsstränge werden am Ende ordentlich miteinander verknüpft. Die Aufklärung ist schlüssig und stringent. Lobend erwähnt muss auch die gute Zusammenarbeit mit den deutschen Polizeidienststellen werden. So soll internationale Zusammenarbeit sein. Datenaustausch ohne Ressentiments oder Geplänkel der Eitelkeiten.

Fazit:

Dieser Krimi besticht durch sein Lokalkolorit und seine bodenständige Polizeiarbeit. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.