Rezension

Bewegende Geschichte

Die sardische Hochzeit - Grit Landau

Die sardische Hochzeit
von Grit Landau

Bewertet mit 5 Sternen

Sardinien im Jahr 1922: Geschichte, Mythen und Legenden.

Das Buch „Die sardische Hochzeit“ versetzt den Leser nach Sardinien im Jahr 1922. Dort, genauso wie in ganz Italien, herrschen unruhige Zeiten. Die Menschen haben sich noch nicht vom Leid und Strapazen des Ersten Weltkrieges erholt, da brodelt es wieder. Mussolini will an die Macht und findet viele Anhänger. Die Schwarzhemden erobern italienisches Leben. Auch Sardinien ist betroffen.

Im Oktober 1922 sollte die traditionelle sardische Hochzeit von Gioia und Gavino stattfinden. Damit würde die ewige Feindschaft zwischen beiden Familien begraben sein. Doch dann erscheint auf dem Gutshof ein Fremder, der aus Ligurien vor Faschisten fliehen musste. Leo Lanteri bleibt auf Sardinien unter dem Vorwand eine seltene Olivensorte zu finden. Er und Gioia fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch man darf die sardische Vindicau (ital. Vendetta) nicht vergessen.

 

Der Roman ist aber viel mehr als eine wunderschöne Liebesgeschichte. Die zwei jungen Menschen, die sich auf den ersten Blick ineinander verlieben, sind sehr starke, sympathische Charaktere. Besonders das Schicksal von Leo bewegt und berührt das Herz des Lesers. Dier Erinnerungen an die Kriegsjahre und Isonzo-Kämpfe verfolgen Leo immer noch. Er leidet sehr darunter. In Sassari/Sardinien begegnet er einigen alten Kameraden. Manche von ihnen sollte man in dieser Zeit besser meiden.

Die Autorin konnte die unruhige, bedrohliche Atmosphäre der Zwanzigerjahre perfekt in ihrem Buch wiedergeben. Manche Protagonisten folgen den neuen Anführern, aktiv unterstützen den herankommenden Umsturz. Diese Personen wollen um jeden Preis an die Macht; sie gehen auf ihre Widersacher los, attackieren, schlagen und scheuen sogar vor Mord nicht.

Auch sardische Legenden und Mythen fehlen in diesem Roman nicht. Sie stehen am Anfang jedes Kapitels und sorgen für eine magische, rätselhafte Atmosphäre. Gekonnt hat die Autorin die alten Legenden und Traditionen mit ihrer Geschichte verwoben; sie bestimmen und/oder beeinflussen das Leben mehrerer Protagonisten.

Ich habe den Roman mit großem Interesse gelesen. Die Geschichte hat mir Sardinien nähergebracht und den Blick auf die Menschen dort und ihre Kultur verschafft.