Rezension

Bewegendes Buch.

Wie Blüten im Wind - Kristin Hannah

Wie Blüten im Wind
von Kristin Hannah

Bewertet mit 5 Sternen

Alexa, Lexi genannt, hat schon vieles durchgemacht in ihrem kurzen Leben, bevor sie bei ihrer Großtante Eva endlich einen Ort des Friedens und vor allen Dingen der Beständigkeit findet. Ihr größter Wunsch ist es, Eva alles recht zu machen und nicht so zu werden wie ihre drogenabhängige Mutter. Mia hingegen hat alles: reiche Eltern, eine sie über die Maße behütende Mutter und einen perfekten Zwillingsbruder, der sie über alles liebt. Dennoch ist sie nicht glücklich und zufrieden. Die Pubertät macht ihr zu schaffen, sie ist die totale Außenseiterin und unglaublich schüchtern - das komplette Gegenteil von ihrem perfekten, beliebten Bruder Zach, doch das ändert an ihrer unglaublich tiefen Beziehung zueinander nichts. Jude, die Mutter der Zwillinge, ist übervorsichtig und liebt ihre Kinder zu sehr, vermutlich auch weil ihre eigene Mutter dies nicht konnte. Sie lässt auch Lexi trotz ihrer harten Vergangenheit in ihr Familienleben und bietet ihr einen Platz.
Wir haben hier also eigentlich eine recht gängige Konstellation: Armes Mädchen, reiches, unzufriedenes Mädchen und heißer, toller, perfekter Superbruder, der seine Schwester abgöttisch liebt. Auch die Tatsache, dass Zach sich in Lexi verliebt, ist wohl vorhersehbar. Man könnte also denken: Schon tausendmal gelesen, muss nicht sein. 
Doch auch wenn die Konstellation auf den ersten Blick langweilig wirkt, der Stoff, der hier ausgestaltet wird, ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Wie man ja schon am Klappentext ablesen kann, stirbt Mia und die perfekte kleine und heile Welt wird erschüttert. Schon vorher ist die Geschichte der drei ergreifend in ihrer Schlichtheit. Der Schreibstil von Kristin Hannah ist angenehm, fließend und dennoch einfach schön. Er reißt einen mit in die Geschichte hinein und man möchte sich von den Protagonisten nicht mehr trennen. Ich hatte das Buch innerhalb weniger Stunden durch.
Mias Tod ist die Wende im Geschehen, jeder Charakter macht hier eine unglaubliche Entwicklung durch. Ich möchte hier nicht zu tief greifen, denn ich möchte dies einfach nicht vorweg nehmen, weil man mit den Charakteren fühlt und leidet und das ist etwas, dass ich an diesem Buch besonders genossen habe. Doch die zentrale Frage, die Mias Tod auslöst, möchte ich dann doch noch kurz ansprechen: Was ist Gerechtigkeit? Und diese Szenen, die sich damit beschäftigen, haben für mich persönlich einfach einen unglaublichen Wow-Effekt gehabt. Die Protagonisten gehen hier Wege, die ich teilweise nicht erwartet hätte, und die doch die sinnvollste und einzige richtige Lösung sind.

Ganz zum Schluss möchte ich noch kurz etwas zum Titel sagen und zwar zum Originaltitel. Dieser lautet ja Night Road - Mia starb in der Night Road. Daher finde ich persönlich den Titel besser, da somit die Night Road auch der Platz ist, der die gesamten Entwicklungen auslöst, der alles verändert und der dem Buch erst seine Tiefe und Tragik gibt.

Fazit

Dieses Buch ist Querschnitt mehrerer Leben, die sich untrennbar miteinander verknüpft haben. Während der Anfang einfach wundervoll ist, schön, leicht und auch einfach aufmunternd, wird der zweite Teil des Buches zu einem moralischen Dilemma. Die Frage nach der Gerechtigkeit hat Kristin Hannah auf eine tragische und doch berührende Art und Weise gelöst.
Ich musste das Buch in einem Rutsch durchlesen und konnte es nicht zur Seite legen, so sehr hat es mich berührt und in seinen Bann gezogen