Rezension

Bildgewaltig

So weit der Fluss uns trägt -

So weit der Fluss uns trägt
von Shelley Read

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben die 1940er Jahre und die siebzehnjährige Victoria Nash lebt gemeinsam mit ihrem Vater, dem Onkel und ihrem Bruder Seth auf einer Farm in Colorado. Schon früh verlor sie ihre Mutter, ihre Tante und ihren Cousin bei einem schweren Autounfall. Seitdem führt sie den von Männern dominierten Haushalt. Doch dann lernt sie den jungen Wilson Moon kennen, einen indianisch stämmigen Mann und schnell verliebt sie sich in ihn. Allerdings ahnt sie da noch nichts, was ihr noch alles in der Zukunft blühen wird.
Ich hatte im Vorfeld viele positive Stimmen zu dem Buch gehört, so dass ich mir unbedingt ein eigenes Bild machen musste.
Der Einstieg in das Buch fällt recht leicht, denn Shelley Reads Schreibstil klingt nahezu malerisch, mit Worten gelingt es ihr Bilder entstehen zu lassen und Gefühle und Gedanken der Charaktere hervorragend darzustellen. Was für mich allerdings stellenweise zäh wurde, denn immer wieder gibt es größere Passagen, in denen sich die Autorin in ihren Worten verliert und leider nicht allzu viel passiert. Für mich ist das zwischendurch etwas zu ruhig, da ich Geschichten mit Tempo einfach lieber mag. Nichtsdestotrotz gelingt es der Autorin eine starke Atmosphäre aufzubauen und verleiht ihrer Geschichte mit diversen Themen wie z.b. Verlust oder Rassismus viel Tiefgang.
Protagonistin Victoria, genannt Torie, erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte. Dadurch ist man hier nah an diese Figur gebunden und die gesamte Entwicklung Tories hat mir unheimlich gut gefallen. Sie wächst unter Männern auf und man spürt, wie sehr ihr die weibliche Bezugsperson fehlt. Viele Entwicklungen muss sie allein durchstehen. Doch trotz oder vielleicht genau deswegen wächst sie zu einer starken und mutigen Frau heran, die es schafft, zu kämpfen und zu überleben.
Mein Fazit: häufig habe ich über den Vergleich zu Der Gesang der Flusskrebse und diesem Buch gelesen und ja, von der Atmosphäre und dem Schreibstil her kann ich dem tatsächlich zustimmen. Allerdings gab es mir hier zu viele Passagen, die sich zu sehr in die Länge zogen und mich immer wieder gedanklich abschweifen ließ. Wer bildgewaltige, atmosphärische und eher ruhigere Geschichten mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.