Rezension

Bleib dir treu und gehe deinen Weg

Helden der Stille -

Helden der Stille
von Izabelle Jardin

Eine super gut gelungene Fortsetzung, die von Anfang bis Ende spannend bleibt.

Die junge Elise von Achenthal heiratet aus Treue zu ihrer Familie und um das Familienunternehmen zu retten den reichen Londoner Fabrikantensohn Fletcher Cunningham. Sie verlässt ihre Heimat Schlesien und folgt ihm in das düstere London, behält jedoch ihren geliebten Konrad im Herzen, und von dort tritt das junge Ehepaar seine Reise über den Atlantik nach Amerika an, genauer gesagt zu den Plantagen im Süden, wo immer noch Sklaverei herrscht im Jahr 1840. Fletcher überschüttet Elise mit teuren Kleidern und Schmuck und hat wohl den Ehrgeiz sie zu schönsten Frau von London, des Schiffes und Amerika zu machen. Elise nimmt es an, doch es berührt ihr Herz nicht wirklich. Was ihr Herz bewegt und entsetzt ist der Umgang mit den Sklaven an Bord und dieser Schrecken prägt sich tief in ihr ein. Sie versucht mit ihrem Mann darüber zu reden, doch Fletcher sieht in den Sklaven reines Menschenmaterial und sieht nur Vorteile für sein Unternehmen, wenn diese Menschen, die für nicht wirklich Menschen sind, höchstmöglich ausgebeutet werden.

Elise wird ziemlich schnell schwanger und Fletcher, ganz generös, verzichtet auf jegliche eheliche Pflichten um sie zu "schonen". Stattdessen kauft er sich eine junge Sklavin zu seinem Vergnügen, wie er ganz ohne Scham zugibt, und bringt sie auch mit nach England. Seine Familie duldet es schweigend und Elise sieht sich mehr und mehr in einem goldenen Käfig. Sie schreibt ihrem Großvater aus lauter Verzweiflung einen Brief, doch auch der Besuch desselben ändert nicht viel an der Haltung Fletchers. Letztendlich wird Elise in das Feriendomizil der Unternehmerfamilie weit draußen auf dem englischen Land abgeschoben und bekommt dort ihre kleine Tochter. Fletcher hat weder an seiner Frau noch an seiner Tochter viel Interesse, dafür umso mehr an seiner "Vergnügungssklavin".

Nachdem sie eine Weile mit ihrem Schicksal gehadert hat und ihr Herz sich nach Konrad von Radenau sehnt, arrangiert sich Elise mit dem Leben auf dem Land, wo sie ihre Tochter nach ihren Werten erziehen kann. Fletcher scheint sie vergessen zu haben, bis eines Tages eine Kutsche vor dem Haus hält und heraus kommt die "Vergnügungssklavin" mit Kind. Für Fletcher war sie uninteressant, nachdem sie schwanger wurde und auch sie schob er einfach ab. Nun kommt Elise ins Handeln, denn Salvinia und ihr Kind benötigen Schutz und Obhut. Doch wie will sie weiterleben, wo sie sich jeden Tag mehr nach ihrer Heimat Schlesien sehnt?

Izabelle Jardin ist eine grandiose Fortsetzung der Achenthal-Sage gelungen und sie hat mich von der ersten Seite an wieder gepackt. Spannend und einfühlsam schildert sie die Geschehnisse und nimmt mit ihrer bildhaften Sprache den Leser mit auf die Reise in die Vergangenheit. Mit Elise hat sie eine ganz wundervolle Protagonistin, mit der man von Anfang bis Ende mitfiebert. Sehr gut recherchiert und beschrieben fand ich auch die verschiedenen Arbeitsumstände der Menschen im alten Europa und in Amerika und freue mich schon sehr auf den dritten Band.