Rezension

Lesenswerte Fortsetzung der Achenthal-Saga

Helden der Stille -

Helden der Stille
von Izabelle Jardin

Bewertet mit 5 Sternen

Band 2 der Achenthal-Saga ist ausgelesen und nur zu gerne hätte ich weiterlesen wollen, denn Elises Schicksal liegt mir schon sehr am Herzen. Sie ist eine junge, eine mutige, eine tapfere Frau, die immer für andere da ist.

Konrad von Radenau, Elises große Liebe, gibt mehr von sich preis, sein Leben war wahrlich nicht leicht. Nun endlich sind so etliche Missverständnisse ausgeräumt, der Weg für sie beide wäre geebnet und doch wendet sich Elise pflichtbewusst Fletcher Cunningham zu. Er umwirbt sie, seinen Heiratsantrag nimmt sie an, auch und vor allem, um den Fortbestand von Gut Achenthal und damit auch die Zukunft der Arbeiter zu sichern.

Den ersten Teil „Zwischen den Welten“ habe ich vorgezogen und konnte nahtlos und sehr komfortabel  in „Die Helden der Stille“ übergleiten. Elise lebt von nun an in London, in Fletchers Heimat. Die Hochzeitsreise steht an und natürlich will der reiche Fabrikantensohn nicht einfach nach Italien reisen, auch wenn das Land hierfür gerade in Mode ist. Er will über den großen Teich, man ist schließlich wer. Und dass er „der Sohn von“ ist,  zeigt er reichlich.

Schon während der Überfahrt wird das Menschenverachtende mehr als deutlich. Es geht um Sklaven, um deren Stellenwert in gewissen Kreisen und auch später dann, als sie etliche Tage auf einer Baumwollplantage verbringen, muss Elise mit Entsetzen feststellen, dass die hier gehalten Sklaven sehr schlecht behandelt werden. Sie sind lediglich Besitz, sind eher Sache denn Mensch, der Eigentümer kann mit ihnen machen, was er will. Der Sklavenhandel mit all seinem Schrecken verdeutlicht aufs Anschaulichste, wie inhuman, ja zynisch auf sie herabgeschaut wurde.

Nur zu gerne bin ich Elise gefolgt. Bald schon ist Fletcher ihrer überdrüssig, er kauft sich noch in den USA eine junge Sklavin, nimmt die „nur-zum-Vergnügen-Salvinia“ mit nach London. Wie lange wohl wird es dauern, bis auch sie ihn langweilt? Fletcher hat Elise und ihre gerade geborene Tochter Leah in der Sommerresidenz der Familie untergebracht, sie regelrecht entsorgt. So zuckersüß wie er zu Zeiten der Brautwerbung war, so  zeigt er nun schon lange sein wahres Ich. Ein rücksichtsloser Nichtsnutz, ein Rohling sondersgleichen. Ja, er war mein Feindbild, Elise dagegen habe ich mehr und mehr bewundert ob ihrer  Großmut, ihrer zupackenden Art. Sie weiß um die Belange der Anderen, sie kümmert sich um diejenigen, denen das Leben nicht gerade wohlgesonnen ist. Auch wenn sie selber so manches hinnehmen muss, bleibt sie stark und verbiegen lässt sie sich schon gar nicht.

Izabelle Jardin hat mich mit ihrem so eindringlichen und unterhaltsamen Schreibstil sofort mitgenommen. Das Schicksal der Weber und deren Familien auf Achenthal schildert sie gut nachvollziehbar, genau so auch das Leben derer, die sich jeden Luxus leisen können – von denjenigen, die verantwortungsbewusst damit umgehend und auch von den anderen, den eher Selbstgefälligen. All die Charaktere sind authentisch dargestellt, sie schildert die so unterschiedlichen Lebensweisen überzeugend. Ich war nicht nur dabei, hab von ihnen allen gelesen, ich war gefühlt mittendrin und freue mich auf den finalen dritten Band.