Rezension

Blick in den Abgrund

Serpentinen
von Bov Bjerg

Bewertet mit 4 Sternen

Da sieht man einmal aspekte zur Buchmesse - und ist gleich von allen vorgestellten Büchern fasziniert, darunter Bov Bjergs Serpentinen. Dann ergab sich die Gelegenheit, das Buch auszuleihen, und ich habe erneut das Experiment gewagt, ein Finalisten-Buch des Deutschen Buchpreises zu lesen.

Beschrieben als "Road-Trip" und "Coming-of-Age" Roman erwartete ich einen Text in der Richtung von Tschick, und merkte schnell, dass dieser Roman ein ganz anderer ist. Ja, es ist eine Art Road-Trip - der Vater besucht mit dem Sohn die Orte seiner Kindheit - aber überwiegend besucht er doch im Geist seine Vergangenheit. Und die Serpentinen, die befahren werden, zeigen sich auch im Gedankenfluss. Und folgerichtig findet sich auch keine lineare Erzählung, sondern man wird mit mal kürzeren, mal längeren Bruchstücken aus Vergangenheit und Gegewart im Erleben des Vaters konfrontiert, der Sohn bleibt Begleiter und beobachtetes Objekt des Erzählers.

Die Gedanken des Vaters, eines angesehenen Soziologieprofessors, kreisen um seine Väter-Geschichte, die vom Suizid geprägt ist. Dieses Thema, sozusagen der "schwarze Faden" des Buchs, machte es mir nicht ganz einfach, mich auf den Text einzulassen. Gleichzeitig wollte ich recht schnell wissen, ob manches, das anfangs nur in Andeutungen erwähnt wird, am Ende real wird oder nicht. Und so hat mich der Roman dann doch noch in seinen Bann gezogen, was für mich auch am Schreibstil lag.

Düsteres Thema, aber ein aus meiner Sicht in sich stimmiger Text - das Novembergrau gab den passenden Rahmen, aber manchmal musst ich den Roman auch ein wenig zur Seite legen und die sonnigen Tage genießen.