Rezension

Brandaktuell und spannend wie das wahre Leben

Im Namen der Lüge - Horst Eckert

Im Namen der Lüge
von Horst Eckert

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Tötungsdelikt nach einem Eifersuchtsdrama bringt Vincent Veihs Truppe in Einsatz. Kommissar Bruno Wegmann, der diesen Fall leitet, lässt sich schnell von einer Beziehungstat überzeugen. Da der Täter unmittelbar festgenommen wurde, ist der Fall für Kommissar Wegmann und dem Staatsanwalt schnell abgehandelt.

 

Die Streifenbeamtin Kim Brandstätter und Hauptkommissar Veih sehen einen anderen Tathintergrund. Der Ermordete ist Journalist und er recherchierte unter Reichsbürgern.

 

Die Verfassungsschutzbeamtin Melia Khalid wird ein brisantes Geheimpapier zugespielt, dessen Authentizität nicht bestätigt ist. Sie versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

 

Veihs und Khalids Wege kreuzen sich auf der Suche nach der Wahrheit.

 

Politisch tut sich viel in dieser Zeit. Landtagswahlen stehen an. Drei RAF-Pensionäre führen Raubüberfälle auf Geldtransporter aus. Wollen sie mit ihren Raubzügen die vierte Generation von RAF-Terroristen finanzieren und Waffen beschaffen oder kämpfen sie ums eigene Überleben?

 

 

„Im Namen der Lüge“ ist wieder einmal ein explosiver Politthriller. Ich habe auch wieder einmal den Eindruck, dass ich als ambitionierter Leser politisch gut informiert sein muss, um auch alles verstehen und nachvollziehen zu können. Einige Tatsachen, die in der Danksagung angeführt wurden, hatte ich so noch gar nicht in ihrer Bedeutung mitbekommen.

 

Insbesondere die letzten beiden Sätze der Danksagung waren mir aus der Seele geschrieben:

„Die Frage, was der Inlandsgeheimdienst wirklich schützt, ist berechtigt. Die Verfassung scheint es nicht zu sein.“

 

Die Geschichte ist fiktiv, aber wie in allen Thrillern von Herrn Eckert ist sie sehr nah an der Realität. Als Leser denke ich ständig, ja, genauso könnte es sein, und mir wird angst und bange bei dem Gedanken. Es handelt sich immer um Gedankenspiele, aber warum werden in der Realität solche und ähnliche Verbrechen, egal ob von „Rechts“ oder „Links“ nie völlig aufgeklärt? Warum besteht unser Geheimdienst, er nennt sich ja Verfassungsschutz, aus so vielen Geheimnissen, geschredderten Akten und V-Männern, die von Geheimdienstlern geschützt werden, aber vor denen wir nicht geschützt werden?

 

Zurück zum Buch: Super spannend entblättert Herr Eckert die Machenschaften rechter Organisationen. Sie unterwandern die Parteien und den Verfassungsschutz, provozieren linke Gruppierungen und suggerieren deren terroristisches Potential, um letztlich die Regierung zu stürzen und die Macht an sich zu reißen. Die ganze Paranoia der Verfassungsschützer und die Geheimnisse der Geheimnisträger, die keinesfalls publik werden dürfen, treten voll zu Tage.

 

Pikant und erfrischend ist dabei, dass die ermittelnde Verfassungsschützerin eine farbige Deutsche mit Kraushaar ist. Kommissar Veih spielt dieses Mal eher eine Nebenrolle, aber die Brisanz seiner Beziehung als Polizist zu seiner Mutter mit RAF-Vergangenheit kam wieder voll zur Geltung.

 

Was mir noch erwähnenswert erscheint: Wenn man Melias Manipulationen der Presse beobachtet, und zwar nicht „Bild“ oder ähnliches, sondern ernsthaft gut recherchierende Presse, die eigentlich unser Vertrauen genießt, dann erfährt das Wort „Lügenpresse“ eine andere, neue Bedeutung.

 

Für mich steht nicht erst nach der Lektüre vorliegenden Buches fest, dass Staatsgeheimnisse, die vom Verfassungsschutz geschützt werden, eigentlich immer nur zur Vertuschung von Fehlern oder Schlimmerem und zum Schutz der Macht missbraucht werden.

 

Danke, dass Sie uns dieses Spektakel vor Augen geführt haben. Vielleicht lässt es uns wachsamer sein.