Rezension

Brisanter Politthriller

Im Namen der Lüge - Horst Eckert

Im Namen der Lüge
von Horst Eckert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der beste Geheimdienst ist derjenige, dessen Arbeit keiner mitbekommt. Falls das nicht möglich ist, soll er zumindest im besten Licht erscheinen...“

 

Die Theorie klingt gut. Nach der Beendigung des Buches kann sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Ein Geldtransporter wird bei einem Baumarkt überfallen, kann aber entkommen. Als Täter werden drei ehemalige Mitglieder der RAF identifiziert.

Ein Funkspruch der Leitstelle beordert einen Streifenwagen in das Gewerbegebiet. Bei ihrer Ankunft hören sie, wie ein Mann im Keller erschossen wird. Der Fall landet bei Vincent Veih.

Melia Khalid arbeitet für den Inlandsgeheimdienst. Sie soll sich um die linke Szene kümmern.

Der Autor hat einen äußerst fesselnden Politthriller geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Für mich war es das erste Buch des Autors, aber sicher nicht das letzte. Nicht nur die oben angeführten Handlungsstränge werden gekonnt miteinander verwoben.

Positiv ist mir sofort aufgefallen, dass der Autor besondere Protagonisten kreiert. Kommissar Vincent Che Veih ist bei den Großeltern aufgewachsen. Seine Mutter gehörte zur RAF. Heute arbeitet sie als Künstlerin.

Melia Khalid heißt nur im Dienst so. Sie ist die Tochter eines Deutschen und einer somalischen Mutter. Im Buch erfahre ich die Geschichte der Mutter. Melia ist sehr ehrgeizig. Sie überschreitet gern Grenzen. Interessant war es für mich, ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte zu verfolgen.

 

„...Sie war es gewohnt, dass ältere weiße Männer geschlossene Cliquen bildeten, um Frauen von den Schalthebeln der Macht fernzuhalten...“

 

Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Kurze Kapitel sorgen für einen schnellen Wechsel von Handlungsort und Personen. Hinzu kommt, dass gemauschelt wird, was das Zeug hält. Von Zusammenarbeit zwischen Polizei und Verfassungsschutz kann keine Rede sein. Eher scheint es so, als solle die Polizei kalt gestellt werden. Dabei hat man allerdings nicht mit Vincent gerechnet. Der ist hartnäckig.

Die Aktionen des Verfassungsschutzes bewegen sich hart am Rande der Legalität. Gekonnt werden politische Gegner gegeneinander ausgespielt. Dabei ist die Wahrheit das erste, was auf der Strecke bleibt. Vincent resümiert:

 

„...Er musste daran denken, wie oft Geheimdienstler schon Daten gelöscht hatten, um Spitzel zu schützen und eigene Untaten zu verdecken...“

 

Mehr und mehr zeigt sich, wie geschickt von den Verantwortlichen nicht nur die Presse manipuliert wird. Ab und an werden gekonnt platzierte Zeitungsausschnitte abgedruckt.

Melia weiß nicht, wem sie trauen kann. Ihre Aktionen haben sich verselbständigt und die Gewaltspirale angefeuert. Dass sie selbst auf der Abschussliste steht, ahnt sie lange nicht.

Zu einem der spannendsten und inhaltsreichen Gespräche gehört für mich das zwischen Melia und Vincent. Vincent versucht, ihr eine andere Sicht auf ihr Tun zu vermitteln.

 

„...Können Sie sich vorstellen, wie meine Mutter darunter leidet, wenn bei ihr Telefon und Internetnutzung dauerüberwacht werden, nur weil Sie mal wieder eine linke Verschwörung wittern?...“

 

Dabei durchzieht eine Frage das Buch. Wem nützt es? Die Antwort ist am Ende mehr als lapidar.

Politik, Wirtschaft und Verfassungsschutz gehen eine unheilige Allianz miteinander ein. Es zählen in erster Linie Ehrgeiz und Machtgier.

Ein Nachwort des Autors macht nachdenklich.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.