Rezension

Das Lächeln der Samojaden

Die Zucht
von Andreas Winkelmann

Der neue Thriller „Die Zucht“ von Andreas Winkelmann fängt recht harmlos an: Wir befinden uns im Niemandsland in Deutschlands Osten. Die Gegend ist nur spärlich besiedelt, in den Dörfern harren nur noch die Alten aus. Die Grenze  zu Tschechien ist nahe, Felder, Weiden, Wälder und Wiesen bestimmen die Landschaft. Mittendrin liegen verstreut einzelne Gehöfte. Eine Frau hängt Wäsche auf die Leine, ihr sechsjähriger Sohn spielt im Sandkasten. Sie geht kurz ins Haus, kommt zurück nach draußen und muss feststellen, dass das Kind spurlos verschwunden ist. Ist der Junge davongelaufen oder wurde er entführt?

Die Polizei wird alarmiert, und Henry Conroy führt mit seiner neuen Kollegin Manuela Sperling die Untersuchungen in diesem Fall durch. Die Ermittlungen gestalten sich zäh, und auch zwischen den beiden Polizisten knirscht es gewaltig, da sie unterschiedlich an den Fall herangehen. Manuela Sperling findet schließlich den entscheidenden Hinweis, der dazu führt, dass ungeklärte Fälle wieder auf den Tisch kommen und Verbindungen zu dem aktuellen Fall hergestellt werden können. Aber welche Rolle spielen die Hunde, die immer wieder im Zusammenhang mit diesem Fall auftauchen?

Thematisch greift der Autor die verschiedensten Themen auf, sodass der Leser vielfältige Spekulationen hinsichtlich des Fortgangs der Handlung anstellen kann. Das Verschwinden von Personen ist das verbindende Element: da ist der kleine Oleg, der Leichnam einer Verstorbenen, die minderjährigen Prostituierten von jenseits der Grenze, die Tierschützerin Rieke sowie ihre Freunde Lea und Ralf. Und schlussendlich laufen alle diese Fäden auf einem verfallenen Bauernhof zusammen, der die Heimat der Samojaden ist…

Es gelingt dem Autor, die Trostlosigkeit, die diesen Landstrich und das Leben seiner Bewohner beherrscht, anschaulich zu beschreiben. Fast bekommt man Mitleid, mit diesen verlorenen, misshandelten Seelen – aber nur fast, denn die Grausamkeiten, die diese verüben, sind unbeschreiblich.

Die kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven halten das Tempo in diesem Thriller von Anfang an hoch. Und da die jeweiligen Abschnitte auch meist mit einem Cliffhanger enden, kommt auch der Spannungsfaktor nicht zu kurz. Eine Einschränkung gibt es allerdings: gar zu zartbesaitet sollte man nicht sein, denn der Autor geizt nicht mit drastischen Schilderungen. Hier wäre meiner Meinung nach etwas weniger mehr gewesen.