Rezension

Das Leben nach dem Bahnhofszoo

Christiane F. - Mein zweites Leben - Christiane V. Felscherinow, Sonja Vukovic

Christiane F. - Mein zweites Leben
von Christiane V. Felscherinow Sonja Vukovic

Bewertet mit 4 Sternen

Es widerstrebt mir das Buch mit irgendetwas anderem, als mit Worten zu bewerten, handelt es sich hier doch um ein gelebtes Leben und es könnte falsch verstanden werden und die Sterne als Bewertung des Lebens der Autorin gelten, was ich vermeiden will, gerade weil ihr Leben so kontrovers diskutiert wird und weil es mir nicht zusteht darüber zu urteilen. Die Bewertung bezieht sich hier ausschließlich auf das Buch und nicht auf Christianes Leben, dazu muss sich jeder selbst ein Bild machen und wissen wie seine Meinung gegenüber gewissen Dingen ist.

Natürlich hab ich vor Jahren Christiane F.'s Buch Wir Kinder vom Bahnhofzoo gelesen und deshalb war ich besonders neugierig, wie es ihr nach dem Buch ergangen ist. Wie ist sie damit umgegangen, dass sie plötzlich berühmt wurde, wie ging es weiter mit den Drogen, mit ihren Bekannten? Auf vieles gibt dieses zweite Buch eine Antwort und meine Erwartungen an das, was ich gerne lesen wollte, wurden erfüllt.
Christiane kam mir durch ihre Schilderungen ihres "zweiten Lebens" viel greifbarer, viel realer vor, als ich sie nach ihrem ersten Buch in Erinnerung hatte. Sie gibt uns einen schonungslosen Einblick in ihr Leben und ich finde es sehr mutig von ihr so viel Intimes von sich preis zu geben. Man lernt Christiane dadurch sehr gut kennen und lernt auch ihr Beweggründe zu verstehen und nachzuvollziehen. Leider ist das Buch nicht chronologisch erzählt, man wird stattdessen mit vielen Zeit-, Gedanken- und Erzählsprüngen konfrontiert, die es etwas mühsam machen, der Geschichte zu folgen. In den Abschlussworten von Sonja Vukovic wird aber erklärt, dass das Christiane's Art war/ist etwas zu erzählen und das macht diese Sprünge auch wieder authentisch.

In gewisser Weise kam es mir so vor, als wäre das Buch eine Entschuldigung an einige Menschen, die Christiane durch ihre Art, durch manche ihrer Entscheidungen, verletzt hat und sie das gerne wieder gut machen würde, wenn sie es könnte. Das war sehr berührend und man merkt, wie sehr sie unter Manchem leidet. Ein bisschen gestört hat mich die "Angeberei", dass sie viele bekannte Personen schon gekannt hat, als sie noch nicht berühmt waren, oder eben kennen gelernt hatte, als sie es schon waren. Sie hat es aber so klingen lassen wollen, als wäre es keine große Sache gewesen.

Christiane's Geschichte wird aufgelockert durch Kapitel, die von Sonja Vukovic' Recherchen kommen und sich hauptsächlich mit dem Thema Drogen auseinandersetzten. Diese Kapitel waren wirklich sehr interessant, sie haben sich super in die Erzählungen von Christiane eingefügt und ich habe wieder einiges dazugelernt.

 

Fazit

Ein Muss für jeden, der Wir Kinder vom Bahnhofzoo gelesen hat! Jetzt als  Christiane Felscherinow erzählt sie schonungslos wie ihr weiteres Leben verlaufen ist. Sehr mutig, sehr intim, ein bisschen zu sprunghaft, aber auf jeden Fall ist sie sehr erwachsen geworden. "Wer hätte gedacht, dass sie 51 Jahre alt wird?"