Rezension

Das Prequel zu "Ich bin die Nacht"

Racheopfer - Ethan Cross

Racheopfer
von Ethan Cross

Bewertet mit 3 Sternen

Wer Gefallen am Debütthriller “Ich bin die Nacht” von Ethan Cross gefunden hat, der wird sich gewiss auch für das ebook “Racheopfer” interessieren, dass auf seinen fast 100 Seiten eine Vorgeschichte von Francis Ackerman jr. erzählt.

Jennifer Kelly wurde vor Jahren ein Opfer von Ackerman jr. Eines Tages stand der damals noch blutjunge Serienkiller vor ihrer Tür und beraubte sie ihrer gesamten Familie, hinterließ sie schwerverletzt und traumatisiert.
Heute arbeitet sie in einer psychiatrischen Forschungseinrichtung, die sich auf neue Verfahren zur Behandlung besonders gewaltbereiter Täter konzentriert. Jennifer setzt alles daran auch Ackerman jr. in dieses Programm zu holen, den berüchtigsten Serienkiller seiner Zeit. Als er schließlich unter höchsten Sicherheitsbedingungen dort eingeliefert wird, sieht sie ihren Racheplan bereits aufgehen.
Doch Jennifer rechnet nicht mit Ackermans unbedingten Freiheitswillen und seinen perfiden Spielen, denen er seine Opfer aussetzt.

Das ebook ist bereits zwei Monate vor dem Thriller “Ich bin die Nacht” erschienen und diente als Appetitanreger. Als Leser bekommt man einen ersten Blick auf den Serienkiller Francis Ackerman jr., der durch schreckliche Prägungen in seiner Kindheit zu dem Monster geworden ist, dass in der Gegenwart mordend und mit seinen Opfern spielend durch Amerika streift und Angst und Schrecken verbreitet.

Auch in “Racheopfer” wird er wieder als ein hochintelligenter, körperlich überragend fitter Killer beschrieben, der mit äußerster Brutalität, perfiden Spielen und Gleichgültigkeit seinen blutigen Weg zeichnet. Er ist sich durchaus bewusst, was er tut, wer er ist, beschreibt sich selbst als Monster und Jäger und ist zeitgleich vollkommen zufrieden mit dieser Rolle und sich selbst.
Jennifer Kelly als zweite Protagonistin sinnt auf bittere Rache und vergisst für diesen Plan jegliche Vernunft. Ihren Charakter sowie den vieler Nebencharaktere fand ich eher durchschnittlich gelungen. Wesenszüge waren mir teilweise zu eindimensional, zu einfach beschrieben und eine wirkliche Tiefe wurde nicht erreicht.

Der Ablauf der Geschichte ist nicht großartig verwunderlich und vorhersehbar. Ackerman jr. überragt hier alles und scheint nicht angreifbar zu sein. Für meinen Geschmack ist ein derart gottgleicher Killer etwas unspannend, da man als Leser nie wirklich mitfiebert. Der vorgezeichnete Weg ist dafür einfach zu deutlich und klar.

Trotzdem hat mir dieses ebook ganz gut gefallen, wenn ich es auch schwächer fand als den eigentlichen Roman. Für meinen Geschmack sollte der Autor seine guten Grundideen durch mehr Realitätssinn und Charaktertiefe steigern.