Rezension

Das Trauma der Generationen

Der Himmel über Bay City -

Der Himmel über Bay City
von Catherine Mavrikakis

Bewertet mit 2 Sternen

Der Himmel über Bay City“, Catherine Mavrikakis vielfach preisgekrönter Roman, macht es den Lesern schwer. Mir hat er es unerträglich schwer gemacht und ich tue mich umso schwerer, eine adäquate Rezension zu verfassen, denn eigentlich möchte ich mich mit diesem Buch gar nicht mehr beschäftigen.

Amy, die Erzählerin der schwer nachzuvollziehenden Geschichte, ist die Tochter einer Holocaust- Überlebenden, deren Trauma sie stellvertretend immer wieder durchmacht. Obwohl Mutter und Tante - beide sind Jüdinnen, gebürtig in Frankreich, und während ihre Familie in Auschwitz starb, haben die Mädchen bei Bauern überlebt- nie von der Vergangenheit sprechen, überlebt das Grauen in der nachgeborenen Amy, die im Schlaf immer wieder ermordet wird und im Wachzustand z. B. die ausgemergelten Geister ihrer toten Großeltern sieht. Wie Amy versucht, im Laufe der Jahrzehnte mit diesen Horrorvisionen klar zu kommen, erzählt der Roman.

Das könnte nun die höchst ambitionierte Perspektive eines Protagonisten sein und ein neuer Blick auf den Holocaust und seine Auswirkungen. Stattdessen begibt der Leser sich auf einen Höllentrip und wäre das Ganze ein Film, so hätte man das Gefühl, Quentin Tarantino und David Lynch hätten sich mit Amy eine Ausgeburt der Hölle ausgedacht, so pessimistisch, wahnhaft, dann wieder esoterisch, küchenpsychologisch argumentierend und am Ende todessehnsüchtig ist diese Figur.

Es fällt schwer diesem zudem sprachlich, wie inhaltlich redundanten, teils schwülstig- anklagendem Konglomerat aus Holocaust und Horror zu folgen. Neben den Geistern der Großeltern, wird Amy zudem von immerwährender Schuld verfolgt, meint sie doch, an ihrem 18. Geburtstag, welches ausgerechnet der 4. Juli ist, das Haus ihrer Familie in Brand gesetzt und alle umgebracht zu haben. Ob das den Tatsachen entspricht, oder eine weitere Wahnvorstellung ist, mag der Leser selbst entscheiden, wenn es ihn dann überhaupt noch interessiert. 
Der Sinn dieses Romans hat sich mir nicht erschlossen.