Rezension

Der Funke ist nicht übergesprungen

Feuerküsse - Katharina Gerlach

Feuerküsse
von Katharina Gerlach

Bewertet mit 2 Sternen

Lydia hat ihre Eltern bei einem Autounfall verloren - sie hat überlebt, kann sich aber an nichts erinnern. So versucht sie sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Zwei Jungs, wie Feuer und Wasser, die sie direkt an ihrem ersten Schultag kennenlernt machen die Sache nicht leichter. Und irgendwas scheint in Lydia zu schlummern..

Die Idee an sich ist außergewöhnlich und gut - Drachen in Menschengestalt, die unerkannt unter uns leben. Mal was anderes neben den ganzen Vampiren und Werwölfen, die in den letzten Jahren den Markt überflutet haben. Auch die kleinen Details, mit denen Gerlach ihre Figuren schmückt sind ganz zauberhaft - beispielsweise haftet den Drachen immer ein leicht verbrannter Geruch an. 

Im krassen Gegensatz dazu steht dann allerdings der absolut minimalistische Schreibstil. Ich war schon überrascht, als ich das Büchlein in meinen Händen hatte weil es einfach richtig, richtig dünn ist. Muss ja erstmal nichts schlechtes sein - aber hier hat einfach was gefehlt.
In jeder Szene passiert irgendwas wichtiges, Charakterentwicklungen werden fast völlig unter den Teppich gekehrt, jeder einzelne Satz hat irgendeinen Nutzen und treibt die Geschichte weiter nach vorne. Gefühl auf Seite 6 zündet Lydia den ersten Mülleimer an, weil sich ihr Erbe in ihr meldet und 7 Zeilen weiter sind alle schon unsterblich ineinander verliebt und können fast nicht mehr ohne den anderen. So wirkt das ganze extrem holprig und hölzern - ganz ehrlich, bei der ersten Füllerszene hab ich fast laut aufgeatmet. 

Die Handlung war komplett vorhersehbar und in der Art eigentlich schon ab Seite zehn unvermeidbar (eine kleine Überraschung gibt es allerdings, da habe ich mich wirklich drüber gefreut) und trotzdem sind die Protagonisten in sich nicht stimmig.
Dass sich der Sohn irgendwann gegen seinen bösen Drachenpapa wendet war bei seinem ersten Auftritt schon klar - hätte aber 70 Seiten mehr gebraucht. Auf der eine Seite macht er sich noch ins Hemd wenn er nur an den mächtigen Papa denkt und dann, Achtung, auf der nächsten Seite : Der unbändige Wille zur Rebellion, no matter what, man kann schon mal kurz Leib und Leben auf's Spiel setzen, ist ja nix dabei. 

Für mich war's leider nichts und das ist wirklich schade - denn Potential hätte die Geschichte eine ganze Menge gehabt!