Rezension

Der Holocaust fordert immer noch seine Opfer

Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter - Ramona Ambs

Die radioaktive Marmelade meiner Großmutter
von Ramona Ambs

Bewertet mit 4 Sternen

Ramona Ambs‘ Debütroman ist ein feines und kleines Buch. Auf gerade mal 126 Seiten schildert sie das Leben von Romy, die bei ihren jüdischen Großeltern in Freiburg aufwächst, da ihre Mutter schon früh den Drogentod fand. Die Großeltern leiden allerdings noch immer stark unter den Erlebnissen, die sie im Dritten Reich überlebt haben. So ist es ihnen unmöglich, Romy unbeschwert gegenüberzutreten und ihr ein normales altersgerechtes Leben zu ermöglichen. Mit dieser Belastung kann das Kind schwer umgehen und landet schließlich wie die Mutter beim Heroin. Trotzdem gelingt es ihr immer wieder, ihr Leben in den Griff zu bekommen … bis zum nächsten Absturz.

Das Buch beginnt sehr außergewöhnlich mit Kapitel 135, da laut Anmerkung der Autorin ja alles schließlich auch eine Vorgeschichte, eine Vergangenheit hat, die hier aber nicht erzählt wird. Die 98 Kapitel sind dann sehr kurz, teilweise nur ein paar Zeilen, selten mehr als 2 Seiten, sodass man das Buch jederzeit gut unterbrechen kann, um sich seine eigenen Gedanken zu machen. Dies sollte man auch unbedingt tun, denn Ramona Ambs wirft dem Leser oft nur Brocken hin, deutet an, gibt einen kurzen Abriss von Romys Leben. Dabei lässt sie die Protagonistin selbst als Ich-Erzählerin zu Wort kommen. Deutlich verändert sich hier die Sprache entsprechend, als von der Kindheit/Jugend zum Erwachsenenalter gewechselt wird. Sowohl Wortwahl als auch Satzbau werden mit zunehmendem Alter geschliffener.

Obwohl ich alles gut nachvollziehen konnte, blieb ich beim Lesen seltsam distanziert. Romy wurde mir während der ganzen Zeit nicht wirklich sympathisch. Ich denke, mir persönlich hätte es viel gebracht, wenn das Buch ein paar Seiten mehr gehabt hätte, um mir Romy noch näher zu bringen. Doch auch so war es ein beeindruckendes, lesenswertes und nachdenkenswertes Buch.