Rezension

Der neue Roman von Kultautor Dmitry Glukhovsky.

TEXT - Dmitry Glukhovsky

TEXT
von Dmitry Glukhovsky

Bewertet mit 5 Sternen

 Moskau war ein Gemisch aus allem: aus unvereinbaren Gebäuden, aus nicht zueinander passenden Menschen, aus entgegengesetzten Zeiten: Mal hatte man an die Seele und an Kathedralen geglaubt, mal an den Körper und an Schwimmbäder; und alles hatte sich in Moskau eingerichtet, nichts wurde je vollständig überwunden oder für immer vernichtet. Eigentlich wollte Ilja nur sein altes Leben zurück haben, die Qualen von sieben Jahren Straflager vergessen. Als junger Student war er in einem Moskauer Club in eine Drogenrazzia geraten. Bei der Durchsuchung fand man Briefchen mit Kokain bei ihm, doch die hatte ihm Petja, einer der Fahnder, zugesteckt, um dem aufmüpfigen Ilja seine Macht zu demonstrieren. Nach sieben dunklen Jahren will Ilja nun ein neues Leben beginnen und Petja, den er in Gedanken das Schwein nennt, verzeihen. Doch alles kam anders; als Ilja nach Hause kommt, ist nichts mehr, wie es war. Seine Mutter stirbt wenige Tage vor seiner Rückkehr an einem Herzinfarkt, seine Freundin ist längst mit einem anderen zusammen, und sein Jugendfreund begegnet ihm mit größtem Argwohn. Enttäuscht ertränkt Ilja seine Trauer im Alkohol, bis er im Rausch der Verzweiflung jenen Fahnder aufsucht, der ihn vor sieben Jahren zu Unrecht hinter Gitter brachte. Im Affekt ersticht Ilja ihn und nimmt ihm sein Smartphone ab. Im Rausch der Verzweiflung begeht er einen folgenschweren Fehler, und sein Leben wird fortan von dem Smartphone eines Toten bestimmt. Als Ilja beginnt, auf die eingehenden Nachrichten des Verstorbenen zu antworten, verstrickt er sich immer tiefer in dessen Vergangenheit. Bis er getrieben von Schuldgefühlen und den Zwängen einer fremden Identität in der brodelnden Metropole Moskau untertaucht. Dmitry Glukhovsky öffnet mit seinem packenden, politischen Roman das Tor zu einer dunklen Welt. Dabei gelingt es ihm, den Leser derart in einen Strudel aus Vertrauen, Misstrauen, Geständnissen und Täuschungen zu ziehen, dass nichts anderes übrig bleibt, als sich selbst und seine eigene Handlungsweise zu hinterfragen. Damit bleibt am Ende dieses emotionalen Auf und Abs nur noch eine Frage offen: Wie weit würdest du gehen? Doswidanja. Nur zu empfehlen. Ein konsequentes Psychogramm eines Täters, erst Charakterdrama, dann Thriller clever konzipierte Verliererballade. Der Wunsch nach Freiheit, Schuldgefühle die den Protagonisten nicht ruhen lassen und ein dunkles Geheimnis... Eine Odyssee in den Wirren der brodelnden Metropole Moskau. Ein großartiger Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch, ein sehr lesenswerter Roman! Einfach nur Weltklasse!!