Rezension

Der Ort, an dem die Reise endet

Der Ort, an dem die Reise endet - Yvonne Adhiambo Owuor

Der Ort, an dem die Reise endet
von Yvonne Adhiambo Owuor

Bewertet mit 4 Sternen

Odidi Oganda wird in Nairobi erschossen. Sein Vater Nyipir und seine Schwester Ajany holen seinen Leichnam nach Hause. Er soll seine letzte Ruhestätte auf der Farm der Familie bekommen. Das ist das Einzige, das sie noch für ihn tun können. Durch Odidis Tod werden auch die dunklen Erinnerungen der Familie aufgewirbelt. Jeder versucht, so gut es geht, mit dieser Situation fertig zu werden. Letzten Endes merken sie, dass man das Schweigen brechen muss um Frieden zu finden ...

Meine Meinung:

Durch Odidis Tod kommen in der Familie Oganda viele unausgesprochene Erinnerungen und Fragen ans Licht. Jeder der Familie hat seinen ganz eigenen "Dämon", den er bekämpfen muss. Alle zerbrechen fast an Odidis Tod und gehen erst einmal ganz unterschiedlich damit um. Die Mutter Akai verschwindet in die Wildnis, seine Schwester Ajany will Odidis Leben in Nairobi finden und der Vater versucht, die Geister der Vergangenheit fernzuhalten. Vor allem das Schweigen trennt sie voneinander. Sie können einander nicht trösten, da sie nicht wissen, was den anderen umtreibt. Die Gefühle und Gedanken der Personen werden durch den ganz eigenen Erzählstil richtig eindrücklich und greifbar. Es werden Gedanken in den Raum geworfen, Fragen gestellt, die niemand beantworten kann. Sätze abgebrochen. Dieser Schreibstil ist nicht immer leicht zu lesen, aber faszinierend, so dass man in der Geschichte gefangen ist. Man taucht tief in Kenias Geschichte ein.

Dann taucht auch noch der Engländer Isaiah Bolton auf, der auf der Suche nach seinem Vater ist. Durch ihn werden die Erinnerungen endgültig aufgewirbelt und die Geister erwachen zum Leben. Niemand kann sich ihnen nun noch entgegenstellen. Doch es dauert lange, bis alle Antworten auf ihre Fragen bekommen.

Die Vergangenheit der verschiedenen Charaktere ist miteinander verwoben. Vor allem die Zeit der kolonialen Gewaltherrschaft und der blutigen Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit Kenias hat die Personen geprägt. Sie tragen nun schwer an ihrer Vergangenheit und ihren Taten. Die Geister der Toten verfolgen sie und sie hoffen auf Vergebung. Erst, als sie bereit sind, über das Geschehene zu reden, wird auch diese Last leichter.

Fazit:

Eine Geschichte voller Gewalt, Trauer und verlorener Träume. Am Ende bleibt aber ein Funke Hoffnung, dass sich die Dinge nun ändern. Lesenswert!