Rezension

Der Ritter in der Höhle

Das Dorf der acht Gräber -

Das Dorf der acht Gräber
von Seishi Yokomizo

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Das tief in den nebelverhangenen Bergen gelegene Dorf der acht Grä­ber ver­dankt sei­nen Namen einer blu­ti­gen Le­gende: Im sech­zehn­ten Jahr­hun­dert wur­den acht Samu­rai, die dort mit einem ge­hei­men Schatz Zu­flucht ge­sucht hat­ten, von den Be­woh­nern er­mor­det, was einen schreck­li­chen Fluch über ihr Dorf brachte. Jahr­hun­derte spä­ter kommt ein mys­teri­öser junger Mann na­mens Tat­suya in die Stadt und hat eine Reihe von töd­li­chen Gift­mi­schungen im Ge­päck. Der un­nach­ahm­lich ver­schro­bene und bril­lante Kosuke Kin­dai­chi nimmt die Er­mitt­lungen auf.

»Kosuke Kindaichi, der verschrobene Ermittler, hat mehr als nur eine flüch­tige Ähn­lich­keit mit Co­lumbo, der 1971 sein Fern­seh­debüt gab – was zu­fäl­lig der Zeit­punkt ist, an dem die­ser amü­sante Ro­man in Japan zum ers­ten Mal ver­öf­fent­licht wurde.« The Sun­day Times Crime Club

 

Rezension:

Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hat Tatsuya nichts mehr. Sei­nen leib­li­chen Vater hat er nie ge­kannt, sein Stief­vater wurde im Krieg ge­tö­tet, und der Ver­bleib sei­ner Mut­ter ist un­klar. Eines Tages wird er aller­dings aus der Rou­tine sei­nes Ar­beits­all­tags ge­ris­sen, als sich ein An­walt bei ihm mel­det. Eine rei­che Fa­mi­lie will ihn adop­tie­ren, eine Fa­mi­lie aus dem Dorf, aus dem seine Mut­ter stammte. Erst jetzt er­fährt Tat­suya seine wahre Ge­schichte, doch er­eig­nen sich in sei­nem Um­feld plötz­lich einige mys­teri­öse Todes­fälle, die sich als nicht na­tür­lich heraus­stel­len.

In Seishi Yokomizos Krimi geht es mysteriös und geheimnisvoll zu. Im Fokus steht dabei der 28-jäh­rige Tat­suya, des­sen Fa­mi­lien­ge­schichte eng mit der sei­nes Hei­mat­dor­fes und des­sen alten Le­gen­den ver­bun­den ist. Er ist auch der ein­deu­tige Prota­gonist (und Ich-Er­zäh­ler). Der Er­mitt­ler Kosuke Kin­dai­chi, den zu­min­dest der deut­sche Titel in den Mit­tel­punkt stellt, spielt da­ge­gen eigent­lich nur eine kleine Neben­rolle. Trotz des teil­weise mys­ti­schen Ambien­tes er­weist sich alles schluss­end­lich aller­dings als real-welt­lich.

Dieser Roman wurde im japanischen Original bereits 1971 veröffent­licht. Auf­fal­lend ist eine Dis­kre­panz in den zeit­lichen An­ga­ben inner­halb der Hand­lung. Zu Be­ginn wird aus­drück­lich der 25. Mai 1946 als Zeit­punkt des Ge­sche­hens ge­nannt, kurz da­rauf heißt es aller­dings, der Krieg wäre 4 Jahre her. Das passt na­tür­lich nicht, da der 2. Welt­krieg be­kannt­lich auch in Japan erst 1945 en­dete. … was dem Autor 1971 zwei­fel­los be­kannt ge­we­sen sein dürfte. Hat sich der Feh­ler even­tuell erst in der deut­schen Über­set­zung ein­ge­schli­chen?

Trotz dieses Fehlers kann das Buch jedoch gut unterhalten. Interessant ist dabei auch der Ein­blick in (da­ma­lige) ja­pa­ni­sche Fa­mi­lien­struk­tu­ren. Und ob­wohl die Lö­sung schließ­lich voll­kom­men lo­gisch ist, dürfte wohl nie­mand den Täter vor­zei­tig er­ra­ten kön­nen.

 

Fazit:

Ein mysteriöser Massenmord, der tief in die japanische Kultur einge­bet­tet ist, sorgt für eine hier un­ge­wohnte Krimi-Unter­hal­tung.

 

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