Rezension

Ein japanischer Krimi im Agatha Christi-Stil

Das Dorf der acht Gräber -

Das Dorf der acht Gräber
von Seishi Yokomizo

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover zeigt eine zarte Hand, die ein rotes Pulver in eine rundes Gefäß streut. Da es sich um einen Kriminalroman handelt, könnte der Leser hier das Einstreuen eines Giftes vermuten. Der gewählte Schrifttyp wirkt altmodisch, vielleicht Bezug nehmend auf eine Legende aus dem sechzehnten Jahrhundert. Die Szenerie spielt in den Bergen von Okayama und in Kobo. Das zu Anfang aufgelistete Personenregister ist zumindest anfangs sehr hilfreich. Die vielen Charaktere sind teils schrullig wie Tatsuyas uralte Großtanten Koume und Kotake, die eineiigen Zwillinge, teils sehr intelligent wie Miyako Mori. Noriko, Shintaros jüngere Schwester, überzeugt ebenso in ihrer jugendlichen Naivität, Zuneigung und ihrem Mut. Der Twist mit der Rüstung am Schrein lässt eine Überlegung aufkommen: Der Mann in der Rüstung hatte sich durch Adipocire-Verseifung in eine Wachsleiche verwandelt, also durch mangelnden Sauerstoff und viel Feuchtigkeit in diesem unterirdischen, riesigen Höhlengeflecht. Nur wie konnte sich dann z. B. Tatsuya als Opfer dieser irrationalen Lynchjustiz im Höhlensystem mehrere Tage überleben ohne Mangelerscheinungen?

Wie schon in vorigen Kriminalfällen löst der private Ermittler Kosuke Kindaichi in seiner eigenwilligen, sympathischen Art das ganze Rätsel in seiner Kompliziertheit an Puzzlestücken sinnvoll auf, in der abschließenden Machart anklingend an Thriller von Agatha Christie. Die Schatzsuche mit vielen Abenteuern und Geheimnissen in japanischem Ambiente gefällt.