Rezension

Derber Thriller mit klugem Plot

Seelenweh - Saskia Berwein

Seelenweh
von Saskia Berwein

Bewertet mit 4 Sternen

In einer abgelegenen Ruine vor den Toren der hessischen Kleinstadt Lemanshain wird die brutal zugerichtete Leiche eines 17-jährigen Mädchens gefunden. Bald schon steht ihre Identität fest: Das Opfer heißt Isabell Grunau, ein Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen, das von zuhause weglief, um stattdessen in einem Obdachlosencamp im Wald zu leben. Isabells Familie scheint nicht sonderlich bedrückt von ihrem Tod zu sein. Ermittlerin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann nehmen Vater und Bruder ganz genau unter die Lupe. Doch als sich wenig später das Bundeskriminalamt in die Ermittlungen einschaltet, bekommt der Fall plötzlich eine ganz andere Dimension…

Wollte man auf Grund der Fantasien von Krimi- und Thrillerautoren auf deren Psyche schließen, dann müsste man vor Saskia Berwein auf der Hut sein. Denn in ihrem aktuellen Buch “Seelenweh”, erschienen am 4. September 2014 bei Egmont LYX, macht sie weder Halt vor menschlichen Abgründen noch vor enormer Brutalität. Im dritten Fall für Leitner und Grohmann schlägt das Grauen in Lemanshain einmal mehr zu. Doch wer jetzt denken mag: “Schon wieder ein Serienmörder?”, wird überrascht sein, welch intelligent verwobene Story Saskia Berwein sich ausgedacht hat. Erst zum Schluss lüftet die Autorin das Geheimnis um den Täter. Bis dahin befindet sich der Leser mindestens ebenso oft auf der falschen Fährte wie die Kommissare und die Staatsanwaltschaft. Es darf also fleißig verdächtigt und mitgerätselt werden, denn bis zum Finale ist durch die umfangreichen und manchmal auch langwierig anmutenden Ermittlungsarbeiten ein wenig Geduld gefragt. In “Seelenweh” gibt es im Gegensatz zu den beiden Vorgängerbänden personelle Veränderungen. Dadurch bedingt gerät Staatsanwalt Grohmann – sehr zu meinem Bedauern – diesmal zunehmend aufs Abstellgleis.

Wer die Reihe um Leitner und Grohmann noch nicht kennt, kann bedenkenlos mit “Seelenweh” starten, da es sich bei allen drei Büchern um jeweils abgeschlossene Fälle handelt. Doch Vorsicht: Suchtgefahr! :-)

Mein Fazit: “Seelenweh” ist ein derber Thriller mit einem klugen Plot, der über so manchen Moment verfügt, in dem man lieber die Augen schließt.