Rezension

Die dunkle Seite der virtuellen Realität

Firewall - Erin Jade Lange

Firewall
von Erin Jade Lange

Inhalt:
An Elis Schule ist Mobbing kein unbekanntes Thema. Trotz eines Vorfalls in der Vergangenheit, bei dem ein Junge sich in der Cafeteria der Haver High, mit Benzin übergossen und selbst angezündet hat, sind Sticheleien und Ausgrenzungen immer noch an der Tagesordnung.
Eli selbst kann sich mit Jordan, dem Jungen der sich einst das Leben genommen hat, identifizieren. Auch er ist ein Computernerd, dessen liebste Freizeitbeschäftigung darin besteht Daten zu hacken. Doch im Gegensatz zu Jordan ist Eli nicht alleine. Er hat einen besten Freund namens Zach, der sein Hobby teilt und ihm treu zur Seite steht.
Nach einem unschönen Vorfall auf der Herrentoilette, bei dem Eli von einem Mitschüler bedroht wird, erkennt er beim Blick in den Spiegel eine dort in Form eines Binärcodes hingekritzelte Botschaft. Das Rätsel ist für Eli schnell geknackt.
Zwei Mitschüler, Seth und Mouse, haben auf diesem Weg versucht, Elis Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie wollen den Jungen in ihrem Team für die US-amerikanische Cybersicherheitsmannschaft, die jeden Sommer in einer anderen Stadt stattfindet, und bei der es darum geht, in Dreierteams in den Bereichen Programmieren und Hacken um ein Preisgeld gegeneinander anzutreten. Oft werden die Gewinner von großen Unternehmen als Cyberprofis gescoutet. Ein Traum, den Eli schon seit Jahren träumt. Denn so gut Eli auch mit Computern umgehen kann, seine schulischen Leistungen lassen zu wünschen übrig.
Doch in dieses Team einzusteigen hat nicht nur einen Haken. Eli wollte solch ein Team immer mit seinem besten Freund Zach aufstellen. Doch für diesen gibt es leider keinen Platz mehr in der Gruppe. Überdies ist die Idee von Seth' und Mouse' für den Wettkampf zwar genial, bewegt sich aber im Graubereich der Legalität.
Eli muss sich entscheiden, ob er bereit ist einen hohen Preis zu zahlen, um seinen Traum zu leben.

Meinung:
Das Angebot von Elis Mitschülern Seth und Mouse, ihrem Hackerteam beizutreten, klingt einfach zu verlockend, um es auszuschlagen. Als Teammitglied muss Eli sich jedoch einigen Regeln unterwerfen. Keiner darf von diesem Geheimbund erfahren. Dessen Ziel ist nicht nur die Cybersicherheitsmannschaft zu gewinnen, sondern auch an den Tätern, die einst einen Mitschüler durch Mobbingattacken in den Selbstmord getrieben haben, Rache zu nehmen.
Eli ist, als er die Einladung der beiden Mitschüler erhält, anfangs skeptisch. Seth und Mouse sind zwei Jungen, die er auf der Schule nie wirklich zur Kenntnis genommen hat. Auch seinem besten Freund nichts von diesem Projekt verraten zu dürfen, ist etwas, was Eli überhaupt nicht gefällt.
Seit dem Vorfall im letzten Jahr, als sich ein Mitschüler nach Mobbingattacken das Leben genommen hatte, hat auch die Schule Maßnahmen ergriffen. Die Cyber-Stasi, wie sie von den Schülern der Haver High genannt wird, kümmert sich akribisch um Onlinestraftaten, die sich gegen die Schule und ihre Schüler richten.
Eli träumt von einer Zukunft, die nicht in dem Schatten seiner schlechten Noten liegt.
Zwar wäre eine Internetpräsenz, die dem aufmerksamen Augen der Cyber-Stasi entgeht, eine Idee, die gute Chancen auf einen Gewinn bei der Meisterschaft hätte. Doch ist dieses Vorhaben zugleich illegal. Sicherlich haben die Mitschüler, die Jordans Tod auf dem Gewissen haben, eine Abreibung verdient. Doch hat wohl jeder schon einmal das Sprichwort gehört: "Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber". Ab einem gewissen Zeitpunkt meldet sich jedenfalls Elis schlechtes Gewissen.
Die Journalistin und Autorin Erin Jade Lange spricht aus und schreibt nieder, was sie umtreibt. Kein Wunder also, dass Firewall ungemein realistisch erzählt daher kommt.
Ihr Protagonist Eli ist ein Nerd, der sich mit alterstypischen Problemen, wie der ersten großen Liebe, schulischen Problemen und der neuen Geliebten seines Vaters, einer ehemaligen Stripperin, herumschlagen muss. Das wirkt oft so, als sei es direkt dem Leben abgelauscht.

Fazit:
Erin Jade Lange beleuchtet in ihrem Buch „Firewall“ die Systematik der öffentlichen Demütigung im Internet. Cybermobbing, das Anprangern und Beleidigen im Internet, kann Folgen wie Depressionen oder Selbstmordgedanken nach sich ziehen. Mit der virtuellen Welt hat das Phänomen Mobbing eine weitere Dimension bekommen. 
Zugleich geht es in diesem Buch um Freundschaft, familiäre Probleme, Zusammenhalt und die erste Liebe. Es geht um Rache und den Wunsch nach einem Ausgleich für das entstandene Unrecht.
Die Geschichte wirkt mitten aus dem Leben geschöpft, präzise der Wirklichkeit abgelauscht.
Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für die Lebenswirklichkeit junger Menschen interessieren. Eine vollumfängliche Leseempfehlung.