Rezension

Die fatale Liebe der Primadonna Assoluta

Die Diva - Michelle Marly

Die Diva
von Michelle Marly

Bewertet mit 5 Sternen

Sie war eine der größten Sopranistinnen aller Zeiten mit einer einzigartigen Stimme, die mitten ins Mark traf und gleichermaßen verzauberte wie verstörte. Maria Callas, die Primadonna assoluta, deren Eigenwilligkeit und legendären Wutausbrüche ihr den geliebt-gehassten Ruf als schwierige Diva einbrachten. Nur wenige kannten die wahre Maria, die schüchterne, komplexbeladene Frau hinter der glamourösen Fassade der göttlichen Callas, die sie so hervorragend verbarg. Ihr Leben, einer griechischen Tragödie gleich, kreiste um ihre große Liebe, an deren Scheitern sie zerbrach. Der griechische Reeder Aristoteles Onassis eroberte das Herz der singulären Opernsängerin im Sturm und bettete sie auf Rosen - nur um sie am Ende für eine noch prominentere Frau zu verlassen.

In ihrem neuesten Roman Die Diva erzählt Michelle Marly die Liebesgeschichte der beiden Ausnahmepersönlichkeiten ohne Kitsch und romantisches Pathos - von ihrer ersten Begegnung bis hin zu ihrer dramatischen Trennung. Mit großem Einfühlungsvermögen gewährt die Autorin einen Blick unter die glamouröse Star-Oberfläche der Operndiva und versucht, die Frau zu entdecken, die im Verborgenen liegt. Dies gelingt ihr angesichts ihrer brillanten Recherchen so gut, dass man als Leser fast vergisst, dass es sich hierbei um Fiktion handelt.

Marly setzt einer außergewöhnlichen Frau ein Denkmal, die von ihren Zeitgenossen viel Liebe, aber ebenso viel Ablehnung erfuhr. "Das Publikum klatscht nicht für das, was einmal war" soll die Callas am Ende ihrer Karriere gesagt haben. Es ist Ironie des Schicksals, dass sie nicht mehr erleben konnte, wie sie mit ihrer einzigartigen Gesangskunst und Persönlichkeit zu einem Mythos wurde, der die Zeit überdauert.