Rezension

„Die Liebe ist viel schöner, wenn man nicht verheiratet ist.“ (Maria Callas)

Die Diva - Michelle Marly

Die Diva
von Michelle Marly

Bewertet mit 5 Sternen

1958. Die berühmte Operndiva Maria Callas hat jahrelang ihre Stimme zu Höchstleistungen gezwungen, doch nun fordert der Körper seinen Tribut und zahlt es ihr mit dem baldigen Versagen ihrer Stimme zurück. Eine Erholungsphase ist nicht in Sicht, denn Maria ist ein gefragter Star, der auf den Bühnen der Welt für ausverkaufte Häuser sorgt. Als sie dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis begegnet, entbrennt zwischen den beiden eine gefährliche Liebesbeziehung, obwohl beide noch mit ihren jeweiligen Partnern verheiratet sind. Onassis und Maria sind jahrelang fast unzertrennlich, bis er die ehemalige amerikanische First Lady Jackie Kennedy trifft und diese 1968 heiratet. Für Maria Callas kam dies einem Todesstoß gleich, von dem sie sich nie richtig erholte…

Michelle Marly beleuchtet mit „Die Diva“ die explosive Liebesbeziehung zwischen der weltbekannten griechisch-amerikanischen Sopranistin Maria Callas und dem berüchtigten Reeder Aristoteles Onassis. In ihrem Roman mit autobiographischen Zügen lässt Marly in flüssigen und einfühlsamen Worten die charismatische, die Göttliche „La Divina“ Maria Callas für die Zeitspanne von 1958 bis 1969 wiederauferstehen. Der Leser begibt sich auf eine Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrhunderts, um die Begegnung zweier schwieriger Persönlichkeiten und ihre teils recht ungesunde Beziehung mitzuerleben, die sich in der schillernden Welt des glamourösen Jet Sets bewegen und deren Verhalten nie unauffällig und unkommentiert blieb. Die Autorin stellt dabei die besondere Abhängigkeit Marias heraus, die schon seit ihrer Kindheit unter Ablehnung, Verlustängsten und dem Ehrgeiz anderer litt. Die Autorin lässt den Leser während der Lektüre hinter die Kulissen der Opernwelt schauen und gewährt auch einen tiefen Blick in das Seelenleben ihrer Protagonistin. Mit der farbenfrohen Erzählweise erreicht Marly einmal mehr, dass der Leser sich eher mittendrin statt nur dabei fühlt und sowohl die Operndiva als auch den exzentrischen Reeder von einer etwas persönlicheren Seite kennenlernt, was nicht nur kurzweilig, sondern auch sehr spannend ist.

Die Charaktere hat Marly wunderbar eingefangen und lebendig werden lassen. Sie verströmen den elitären Flair eines glamourösen Paares, lassen aber auch einen Blick in ihre Seelen zu, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Maria Callas wurde schon in ihrer Kindheit durch den Weggang des Vaters und den Drill der Mutter geprägt. Sie konnte es nie jemandem recht machen, setzte deshalb an sich selbst extrem hohe Maßstäbe. Ihr außergewöhnliches Talent machte sie an den Opernhäusern dieser Welt zu einem Star der Superlative. Doch auch als gefeierter Star war sie eine Frau, die unter Verlustängsten und Ablehnung litt, die hemmungslos und mit jeder Faser ihres Herzens bis zum Exzess liebte, aber auch so unsäglich unter der Trennung litt und nie darüber hinweg kam. Onassis war ein Selfmade-Billionaire, der mit Kunst nichts am Hut hatte und Frauen als schmückendes Beiwerk betrachtet. Nicht gerade attraktiv, aber unermesslich reich war er ein egozentrischer Playboy, dem eine Frau nicht reichte. Seine Beziehung zu Maria war allerdings anders, denn sie stammten aus ähnlichen Verhältnissen und verdankten ihren Erfolg unermüdlichem Fleiß und harter Arbeit, gerade deshalb passten sie so gut zusammen.

„Die Diva“ ist ein tiefgründiger, gut recherchierter Roman mit autobiographischen Zügen über einen wichtigen Lebensabschnitt des Jahrhunderttalents der Opernszene, Maria Callas. Ihre unglückliche Liebesbeziehung zu Aristoteles Onassis berührt ebenso wie ihre göttliche Stimme. Nach dieser Geschichte hört man einige ihrer Interpretationen mit anderen Ohren. Absolute Leseempfehlung!