Rezension

Die Fremde an der Tür

Die Hoffnung zwischen den Zeilen - Elin Olofsson

Die Hoffnung zwischen den Zeilen
von Elin Olofsson

Bewertet mit 3 Sternen

Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutschland liegt in Schutt und Asche, die Menschen sind mit dem Überleben beschäftigt, der Wiederaufbau ein Wunschtraum. In Hamburg hält es Uli nicht länger aus. Ihr Verlobter Hans ist in Norwegen gefallen oder beim Desertieren erschossen worden, so genau weiß sie das nicht. Die unbekannte Schwiegermutter hat keine tröstende Worte für sie, wirft ihr nur ein Bündel Briefe vor die Füße. Hat Hans in Schweden etwa eine Liebschaft gehabt? Wie unter einer Glasglocke geht Uli durch ihr Leben, traut sich aber nicht recht zu leben. Traut sich selbst nicht. Viel leichter scheint es ihr, Hamburg zu verlassen und der Spur von Hans zu folgen. Vielleicht weiß die Elsa aus dem schwedischen Krokom etwas über Hans und seinen Tod. Vielleicht können sie sich gegenseitig trösten.

Es hat etwas sehr beklemmendes Uli auf ihrem Weg zu begleiten. Sie scheint traumatisiert, zwar irgendwie funktionstüchtig aber emotional wie betäubt. Nur sehr bruchstückhaft enthüllt sich nach und nach, dass dieses Trauma nicht allein durch den Krieg verursacht wurde, sondern wohl eher in der Kindheit seinen Anfang nahm. Familie und Freundschaften existieren nur spärlich, nach dem Krieg scheint sie ganz allein. Auch Elsa in Krokom scheint eine Einzelgängerin zu sein. Sie arbeitet im einzigen Laden des Ortes, ist ehrgeizig und wahnsinnig diszipliniert. In Liebesdingen scheint sie unerfahren, wirkt unterkühlt, ist vielleicht auch nur ängstlich. Beide Frauen treffen nun aufeinander und sind plötzlich durch merkwürdige Umstände miteinander verbunden. In ihrer Paarung wirken sie grundverschieden und doch nähern sie sich schließlich an.

Elin Olofsson erzählt eine Geschichte, die man so oder so ähnlich schon einmal oder auch zweimal gehört hat. Es sind eigentlich wenig Überraschungen in ihr versteckt, die Wendungen zum Teil vorhersehbar, an manchen Stellen wirkt sie eine Spur unglaubwürdig. Zumindest wenn man sich von den beiden Frauenfiguren entfernt. Uli und Elsa aber ziehen mich in ihren Bann. Ich finde sie gleichermaßen merkwürdig, verschroben und faszinierend. Mit Elsa mag ich mich ganz bald identifizieren. Sie wirkt so aufgeräumt und klar, innerlich aber ist sie jung und unerfahren. Handelt aus dem Bauch heraus, dabei aber nicht unüberlegt, sondern durchdacht und sich ihrer Angst bewusst. Sie lässt ihre Mitmenschen nicht wirklich an sich heran und weiß gar nicht, dass sie eigentlich doch recht einsam ist. Uli stapft plötzlich in ihr Leben und wirbelt einiges durcheinander und das tut der überlegten, reservierten Elsa furchtbar gut. So wie deren Ruhe sich wohltuend auf Uli auswirkt. Uli, die plötzlich anpackt, einen Plan hat, eine Zukunft vor sich sieht.

Mich lässt der Roman ein wenig ratlos zurück. Es sind einige Pfade aufgezeigt worden, die im Sande verlaufen oder plötzlich in eine weite Ferne entrücken. Die Geschichte ist dadurch nicht ganz rund, sondern lässt vieles offen und ungeklärt. Im besten Fall ist das die Absicht der Autorin, weil es ihr vor allem um die beiden Frauenfiguren ging. Doch die hätten dann gern noch ein wenig ausgearbeitet sein dürfen. Die kleinen Ungereimtheiten im Handlungsverlauf hätten aber trotzdem nicht sein müssen. Vielleicht ist auch die Übersetzung nicht sorgfältig genug, dem Korrektorat fehlt die Sorgfalt in jedem Fall. Schade, dadurch schmälert sich der Gesamteindruck. Uli und Elsa als interessante Frauenfiguren können dies allein nicht für mich richten.