Rezension

Die Hex' geht um …

Hex - Thomas Olde Heuvelt

Hex
von Thomas Olde Heuvelt

Bewertet mit 3.5 Sternen

… in dem kleinen Örtchen Black Spring in Upstate New York – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Katherine ist dreihundert Jahre alt, ihre Augen und ihr Mund sind zugenäht, ihre Hände in Ketten gelegt. Nur die Einheimischen wissen von ihr und dem Fluch, der auf Black Spring liegt. Es gelten strenge Sicherheitsvorschriften, um die Einwohner vor ihrem Fluch zu schützen. Oberste Regel: Sprich niemals mit Ortsfremden über die Hexe und wer einmal in Black Spring lebt, der kann niemals wieder fort. Doch dann testet eine Gruppe Jugendlicher ihre Grenzen aus, sie gehen zu weit und der Fluch der Hexe bricht mit aller Härte über das Städtchen herein.

Der 1983 in den Niederlanden geborene Thomas Olde Heuvelt veröffentlicht bereits seit 2002 Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 2015 erhielt er den Hugo Award. Nur zwei Jahre zuvor brachte er in den Niederlanden seinen fünften Roman »Hex« heraus, den er dann später für die internationale Veröffentlichung nochmal komplett überarbeitete, Schauplätze verlegte und tatsächlich auch das Ende neu schrieb.

Heuvelt ist es gelungen, das klassische Hexenthema zeitgemäß und neu zu interpretieren. Dabei beginnt der Roman alles andere als gruselig, vielmehr gibt es zahlreiche Szenen, die mich wirklich schmunzeln ließen, denn um die Hexe vor Außenstehenden zu verbergen greifen die Einwohner auf etliche Tricks und Kniffe zurück. Der Kreativität sind da kaum Grenzen gesetzt. Potenzielle Neueinwohner werden radikal abgeschreckt und Katherines Status via HEX-App verfolgt, damit jeder stets weiß, wo sie gerade herumsteht. Da werden Spüllappen über die Hexe geworfen und Rentnergrüppchen um sie herumdrapiert, damit sie vor neugierigen Blicken geschützt ist und man seinem Alltag in Ruhe nachgehen kann.
Der leichte Ton verändert sich im Verlauf der Handlung allerdings spürbar und der Autor hebt die Spannungen, die in Black Spring unter der Oberfläche brodeln, sehr gut hervor. Eingefahrene Machtverhältnisse und Missbrauch dieser Macht, der Drang der Jugend nach Freiheit und Selbstbestimmung, die stete Last des Geheimnisses, die schwer wiegt und jeden Einzelnen niederdrückt sowie die Verzweiflung, die daraus geboren wird. Man spürt das Unheil nahen, der Druck ist zu groß und muss sich zwangsläufig entladen. Als das dann schließlich geschieht, konnte mich Heuvelt richtig fesseln. Der Ton ist nun dauerhaft düster, der Horror greifbar und spürbar. Es wird einem bewusst, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Das letzte Drittel des Buches spiegelt den Wahnsinn, der über den Ort und seine Bewohner hereinbricht, deutlich wieder.
Der Autor verbindet klassische Horrorelemente sehr gut mit dem Dunklen, dem Bösen, das jedem von uns innewohnt. Man stellt sich unwillkürlich die Frage, wer hier eigentlich der wahre Unheilsbringer ist: Die Hexe oder die Menschen von Black Spring? Um eine Antwort darauf zu finden, sollte man diesen Roman lesen.

Mir persönlich war das Ende dann leider zu überzogen, ohne näher darauf einzugehen. Heuvelt hat mich auf den letzten Seiten verloren und enttäuscht zurückgelassen. Auch der Einstieg war hier und da ein wenig zäh. Der Mittelteil hingegen konnte mich überzeugen, sodass »Hex« insgesamt eine lesenswerte und spannende Lektüre darstellte.

Fazit

Mit der Lektüre von »Hex« bekommt man eine stellenweise gruselige und düstere Geschichte serviert, die mit Humor, Spannung und auch kritischen Tönen garniert ist, mit dem Ende aber leider ein wenig zu dick aufträgt und damit schwer im Magen liegt. Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der wird allerdings sogar bittere Wahrheiten und Tiefgründigkeiten entdecken können. Augen auf!