Rezension

Die, in der ich meine Liebe für Roadtrip-Bücher gefunden habe

Glücksdrachenzeit - Katrin Zipse

Glücksdrachenzeit
von Katrin Zipse

Inhalt: Ihr älterer Bruder Kolja ist Nellies Ein und Alles. Gemeinsam trotzen sie der ganzen Welt – zumindest war das einmal so. Jetzt aber ist Kolja nach Frankreich abgehauen, und Nellie beschließt, dass sie was unternehmen muss. Sie macht sich auf, um ihren Bruder nach Hause zu holen. Unterwegs trifft sie die zauberhafte Miss Wedlock, die neben geheimnisvollen Plastiktüten auch noch eine traumatische Vergangenheit mit sich herumschleppt, und den ganz und gar hinreißenden Elias. In Miss Wedlocks pfefferminzgrünem Oldtimer düsen sie nach Avignon, wo sie nicht nur auf einen störrischen Kolja, sondern auch auf eine ganze Horde Drogendealer stoßen … (Quelle: Verlag)

Kritik: Ich mag Roadtrip-Filme nicht besonders. Mich nerven die ständigen Ortswechsel, das nicht zur Ruhe kommen. Das kann ich im echten Leben schon nie. Weshalb sollte mich dieses Gefühl nun auch in Filmen verfolgen? Ob ich Roadtrip-Bücher mag habe ich mir noch nicht überlegt, denn wenn ich bestimmte Filme nicht mag heißt das noch lange nicht, dass ich Bücher dieser Art auch nicht mag. Trotzdem bin ich dann immer etwas misstrauisch. Katrin Zipses Glücksdrachenzeit konnte mich mit seinem wundervoll verspielten Cover und dem interessanten Klappentext dann doch so sehr begeistern, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin und dann doch ja gesagt habe, als mir das Buch zur Rezension angeboten wurde.

Mit seinen 272 Seiten ist das Buch nicht dick und ich habe es an einem Abend verschlungen, denn kaum war ich in Nellies Welt abgetaucht, wollte ich gar nicht mehr heraus. Nellies Schicksal berührt. Und das schon direkt im ersten Kapitel. So schließt man sie direkt ins Herz und schon ein paar Kapitel später überzeugt sie schon mit ihrer direkten und selbstbewussten Art. Aber schon früh merkt man, dass hinter Nellie noch mehr steckt. Man hat immer das Gefühl, dass Nellies Selbstbewusstsein nur halb da ist. Halb da und halb Fassade. Denn hin und wieder kommt etwas durch, das mich verunsichert, ihr nicht ganz glauben lässt. Schwäche und etwas, was sie zutiefst verletzt hat. Und was das ist, wollte ich herausfinden.

Kolja, ihr Bruder, verschwindet. Und als ihre Eltern außer Haus sind, ihr Vater auf einem Segelboot, ihre Mutter im Kurzurlaub bei einer Freundin, kommt Nellie auf die Idee zusammen mit ihrem Hund per Anhalter bis nach Südfrankreich per Anhalter zu fahren. Das finde ich unglaublich mutig und zeigt mal wieder, was für ein Mensch Nellie ist. Auf der Reise dorthin erlebt sie vieles. Schreckliches wie schönes. Und sie trifft auf Miss Wedlock, die ihr eigenes Geheimnis hat, was ich auch recht schnell neben Nellies ergründen wollte. Und sie trifft ein wenig später auf Elias, in den Nellie sich verliebt. Und dann, in Avignon trifft sie auf Kolja. Und auf seine Probleme.

Glücksdrachenzeit hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite erleben wir eine unglaublich tolle Reise, mit dem pfefferminzgrünen Oldtimer durch die Schweizer Alpen. Hört sich das nicht bezaubernd an? Und Avignon! Ich war erst einmal dort aber das hat ausgereicht um sich in diese Stadt zu verlieben und als ich Nellies Erzählungen gelesen habe wurde ich daran erinnert und konnte mir alles ganz toll ausmalen. Außerdem haben wir eine ganz enge Geschwisterbindung und Nellie findet ihre wirklich große Liebe in Elias, während sie in Miss Wedlock eine Freundin findet, die vom Alter her mehrere Generationen von ihr entfernt ist. Das sind alles so wundervolle und wertvolle Dinge, die mich im Buch verzaubert haben. Aber dann gibt es eben auch das andere Gesicht, die andere Seite. Die nicht so schöne, mit all ihren Schicksälen. Das von Elias, das von Kolja und Nellie aber besonders auch das Schicksal Miss Wedlocks hat mich zutiefst berührt und mich ein bisschen traurig werden lassen. Deshalb ist Glücksdrachenzeit nicht nur ein Gute-Laune-Roadtrip-Buch sondern es vermittelt auch ganz viel und so wird mir auch klar, dass Katrin Zipse den Thaddäus-Troll-Preis auch mehr als verdient hat.

Ja, Glücksdrachenzeit ist nicht nur ein Gute-Laune-Buch. Es berührt und macht an manchen Stellen auch traurig. Aber trotzdem, und das finde ich so unglaublich wichtig, hat es ein gutes Ende. Es muss nicht immer alles perfekt sein damit man glücklich ist. Und letztendlich lernt jeder der vier mit seinem Leben, mit seinem Schicksal, klar zu kommen und damit glücklich zu werden. Diese Botschaft ist so kostbar und wir sollten sie alle im Herzen tragen.

Bewertung: Wenn ein Buch 5 von 5 Füchschen verdient, dann ist es Glücksdrachenzeit. Es berührt durch seine traurig schöne Art und zeigt, dass man das Leben genießen sollte. Glücklich sein, egal wie hart das Schicksal war oder es wenigstens versuchen sollte. Diese Tatsache zusammen mit der unglaublich tollen Protagonistin und den besonderen Nebencharakteren machen das Buch für mich zu einem Must-Read!

Ein ganz großes Dankeschön geht an den Magellan Verlag für die Bereitstellung des *Rezensionsexemplars!