Rezension

Die Pflegekraft

Die Liebe einer Tochter - Deborah Moggach

Die Liebe einer Tochter
von Deborah Moggach

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Roman mit mehreren Stärken, aber auch einigen Schwächen

Nach dem Tod seiner Frau lebt der 85-jährige James Wentworth in dem kleinen Ort Chipping Norton in den Cotswolds. Der frühere Physikprofessor ist pflegebedürftig und benötigt eine Haushaltshilfe. Nach zwei Fehlbesetzungen kommt Mandy, eine 50-Jährige, in sein Haus. Die ledige Frau wirkt ein wenig schrill mit ihrer unvorteilhaften Kleidung und ihrer lauten, sehr direkten Art. Obwohl sie so anders als der Senior ist, verstehen sich die beiden prächtig. Zunächst sind James‘ Tochter Phoebe, eine 60-jährige Künstlerin, und sein 62-jähriger Sohn Robert erleichtert. Die Kinder wohnen nicht in der Gegend und sind froh, sich nicht um ihren Vater kümmern zu müssen. Doch dann werden sie misstrauisch, als sie herausfinden, dass sich Mandy eigenartig verhält…

„Die Liebe einer Tochter“ ist ein Roman von Deborah Moggach.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen. Zuerst wird im Wechsel aus der Sicht von Phoebe und der von Robert erzählt. Dabei geht es um die gegenwärtigen Geschehnisse. Im zweiten Teil richtet sich der Blick auf die Vergangenheit und es werden verschiedene weitere Blickwinkel eingenommen. Zum Schluss gibt es wieder einen Zeitsprung und es wird erneut aus der Sicht von Phoebe und Robert erzählt.

Der Schreibstil ist anschaulich, lebhaft und gut verständlich. Der Einstieg fiel mir nicht schwer. Gestört hat mich allerdings, dass sich einige Dinge immer wieder wiederholen.

Ein Manko des Romans sind für mich die Charaktere. Weder mit Phoebe noch mit Robert wurde ich richtig warm. Sie sind versnobt und wenig empathisch. Sie verhalten sich egoistisch und zeigen wenig Interesse für den kranken Vater. Auch die übrigen Personen sind keine Sympathieträger. James nimmt erst im letzten Drittel des Romans Kontur an. Zwar wirken die Figuren durchaus realitätsnah und machen eine positive Entwicklung durch. Dennoch fühlte ich mich von denen meisten von ihnen eher genervt.

Sehr gut gefallen hat mir, dass der Roman facettenreich und tiefgründig ist. Es geht unter anderem um Themen wie das Alter, Tod, Demenz und Einsamkeit, aber auch um vieles mehr. Dadurch regt die Geschichte zum Nachdenken an.

Der erste Teil des Romans wird zunehmend spannend. Die Frage, was es mit Mandy auf sich hat, animiert zum Weiterlesen. Die Auflösung am Ende des ersten Teils wirkt zwar ziemlich konstruiert, aber größtenteils schlüssig. Im zweiten und dritten Teil war für mich dann leider die Luft raus, denn der Leser erfährt auch durch die zusätzlichen Perspektiven nur noch wenig Spannendes. Die letzten Seiten ziehen sich. Der Schluss des Romans kommt mir zudem ein wenig überzogen vor.

Das Cover, das sich erfreulicherweise am Original orientiert, ist sehr hübsch gestaltet. Der deutsche Titel ist dagegen ungünstig formuliert, unnötig kitschig und weniger treffend als die englische Version („The carer“).

Mein Fazit:
„Die Liebe einer Tochter“ von Deborah Moggach ist ein Roman mit mehreren Stärken, aber auch einigen Schwächen. Leider schöpft die Geschichte nicht ihr volles Potenzial aus.