Rezension

Tiefsinnig und überraschend.

Die Liebe einer Tochter - Deborah Moggach

Die Liebe einer Tochter
von Deborah Moggach

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Roman wird die Familiengeschichte des ehemaligen Hochschulprofessors James und seiner beiden erwachsenen Kinder Robert und Phoebe erzählt. Diese sind heilfroh, als sie mit Mandy eine Pflegerin für den doch schon sehr gebrechlichen Vater finden, die auch von ihm akzeptiert wird. Doch nach kurzer Zeit wächst das Misstrauen bei den Kindern - ist Mandy nur hinter dem Erbe her?

Die Story ist in der Realität verhaftet und bietet einige gut gemachte Überraschungen. Es geht um Erwachsene, die sich lange nicht von Verletzungen frei machen können, die sie in ihrer Kindheit erlitten haben, um Geschwisterrivalität bis ins hohe Alter, Egoismus und nicht zuletzt um Familiengeheimnisse.

Die Erzählung ist sehr unterhaltsam, die Sprache teils etwas derb, aber ich mag den typisch britischen bissigen Humor, der immer wieder durchkommt. Häufige Perspektivwechsel lassen keine Langeweile aufkommen. Besonders hervorheben möchte ich die gelungenen Charakterstudien und die glaubhaften persönlichen Entwicklungen.
 

Das versöhnliche Ende rundet für mich den Roman ab.

 

Die Autorin Deborah Moggach, dem ein oder anderen vielleicht bekannt durch ihren Roman "These Foolish Things", der in seiner Verfilmung unter dem Namen "The Best Exotic Marigold Hotel" zum Kassenschlager avancierte, hat auch hier wieder eine äußerst facettenreiche Story zu Papier gebracht. Sie lebt in Wales und hat – wie im Buch – einen Sohn und eine Tochter.

 

Nun noch zwei Perlen aus dem Text:

Ganz schön kompliziert, diese Frauen. Seine Mutter, seine Schwester, seine Ehefrau. Er war nun zweiundsechzig und konnte immer noch nicht mit ihnen umgehen. Es war wie mit den Stromkästen in den Straßen. Unscheinbare Kästen, so langweilig, dass man sie kaum bemerkte. So waren die Männer. Wenn dann jemand vom Elektrizitätswerk sie öffnete, war man zutiefst erstaunt über die unzähligen feinen Drähte, die aussahen wie Kabelsalat, aber ihrer eigenen verblüffenden Logik unterlagen. Das waren sie. Die Frauen.

Das Alter ist der einsamste Ort auf der Welt. Nicht genug damit, dass man die Menschen verliert, die man liebt. Man verliert, einen nach dem anderen, die Menschen, mit denen man gemeinsame Erinnerungen hatte. Sie verschwinden im Dunkel, sie verstummen; nichts und niemand kann die Lücke füllen. Niemand wird dich so verstehen wie dieser eine Mensch. Es ist keiner mehr da, der dich kannte, als du jung warst.