Rezension

die Wahrheit über die Wahrheit

Nach allem, was passiert ist - Sophie Coulombeau

Nach allem, was passiert ist
von Sophie Coulombeau

Bewertet mit 5 Sternen

Damien, Nick, Lizzie und Rachel, vier Kids aus einer kleinen englischen Gemeinde beschließen im Alter von 14 Jahren, gemeinsam ihre Unschuld zu verlieren. Was lange geplant wurde nimmt ein bitteres Ende....

Die Geschichte die Sophie Coulombeau hier präsentiert ist ganz ungewöhnlich und fesselnd. Man erhält als Leser einen Blick auf die damaligen Ereignisse in einer englischen Kleinstadt, die kurzfristig für Wirbel sorgten. Stück für Stück wird enthüllt, was damals passiert ist. Nicht nur aus der Sicht der heutigen Erwachsenen, sondern auch aus der ihrer Eltern und anderer Beteiligter, z. B. der des Pastors, einer Polizistin und eines Lehrers. Dabei kommen nebenbei noch ganz andere Dinge ans Licht, die indirekt mit der Sache zu tun haben. Sehr interessant ist die Erzählweise, bei der man direkt angesprochen wird, so fühlt man sich mitten im Geschehen drin.

Wer sagt die Wahrheit, seine Version der Wahrheit? Wer flunkert oder biegt sie sich zurecht? Das alles wird Schicht um Schicht entblättert, bis nichts mehr übrig bleibt und man einen Blick auf die nackten Tatsachen werfen kann.  Aufgrund der Informationen kann man sich selbst ein Bild davon machen, was passiert ist, und findet so seine ganz eigene Wahrheit. Man kennt den Hintergrund der jungen Leute, ihre familiäre Situation und lernt ihre Motivation verstehen. Es bleibt bei der brisanten Story nicht aus, dass man für den ein oder anderen Protagonisten Sympathie empfindet und unbewusst Partei  ergreift.

Die vier Kids sind detailliert dargestellt, man erfährt wie sie sich selbst sehen und die Einschätzungen von vielen anderen Personen. Das lässt sie dreidimensional und authentisch wirken. Mir hat vor allem Rachel imponiert, die als letzte in die Gruppe der Kids kam und neben der hübschen Lizzie die eher Unscheinbare und Schüchterne ist. Die aber als einzige Stärke und Mut beweist und für ihr damaliges Alter entschlossen handelt. Ohne ihr Eingreifen wäre die Sache für einen Beteiligten ganz anders verlaufen.

Ein starkes Buch, das neben dem anspruchsvollen Schreibstil durch die ungewöhnliche Präsentation aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen besticht. Beim Lesen entstand für mich eine Faszination und die Erkenntnis, dass es eine einzige Wahrheit tatsächlich nicht gibt.

Fazit: Außergewöhnlich und einfach faszinierend. Unbedingt lesen.