Rezension

Dieses Debüt startet gemächlich und steigert sich kontinuierlich!

Totgehoppelt - Mauritz von Neuhaus

Totgehoppelt
von Mauritz von Neuhaus

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Krimidebüt "*Totgehoppelt*" von "*Mauritz von Neuhaus*" spielt im Paderborner Land und erscheint im "*Gmeiner Verlag*". Hinter dem Pseudonym Mauritz von Neuhaus verbergen sich gleich drei Autoren. Hilla Jürgensmeier, Hendrik Peeters und Gregor Christiansmeyer Zur Jubiläumsfeier des örtlichen Kaninchenkastenumstellvereins verschwindet der beliebte Bürgermeister Bürens spurlos. Es scheint eine Entführung vorzuliegen, doch bald darauf wird die Leiche des Verschwundenen bei der Wewelsburg gefunden. Das Ermittlerteam Theresia Rose und Alexander Kantstein macht sich auf die Suche nach dem Täter. Wer hielt den Toten gefangen, wer hatte ein Motiv für einen Mord? Es gibt bald darauf einen zweiten Mord, doch wie hängen die Fälle zusammen? Unter Hochdruck der Öffentlichkeit, aber auch von Seiten ihres Chefs ermittelt das Team.

Die Autoren verstehen es diverse Charaktere zu schaffen, die viele menschliche Merkmale zeigen: von Hass, Liebe, Arroganz, Machtstreben bis zu Schlagfertigkeit und Brutalität ist alles zu finden.
Im Verlauf der Handlung bekommt der Leser Einblicke in das dörfliche Vereinsleben eines Kaninchenvereins, in Polizeibüros mit derem Ranggefüge und Erfolgsdruck, man erlebt den Waisenhausallag mit und schaut hinter dunkle Türen von Pflegefamilien, die Pflege von Kindern ganz anders auslegen. Diese Vielfalt macht den Krimi lesenswert und interessant und die dazugehörigen Figuren zeigen ein buntes Spektrum menschlicher Schicksale und Charakterzüge, die den Reiz für mich ausmachen.
Die einzelnen Charaktere haben mit ihren speziellen "Macken" und Eigenheiten einen tollen Wiedererkennungswert und ich würde mich freuen, sie in einer anderen Krimihandlung wieder zu erleben. 

Die Ermittler Alexander und Theresia sind arbeitswütig bei der Aufklärung der Mordfälle und verfolgen jede erdenkliche Spur, dabei vermitteln sie einen anschaulichen Eindruck von Ermittlungsarbeit und zeigen das Hacken und Treten in ihren eigenen Reihen. Ihre Sicht hinter die Kulissen von Stadtverwaltung, Polizeibehörde und Vereinsleben gewährt dem Leser Einblicke in Korruption bei den Mitarbeitern und Beamten, Missbrauch in Familien und Neid und Vereinsklüngel in der Dorfgemeinschaft. Die Hintergründe der Morde sind für den Leser logisch und im Ablauf auch gut verständlich beschrieben. Man versucht den Täter anhand der aufkommenden Erkenntnisse zu identifizieren, hat aber einige Finten in den Weg gelegt bekommen. Mit einem spannenden Ende erfolgt dann die allumfassende Auflösung, die allerdings noch einige Fragen offen lässt.

Interessant angelegt ist ein parallel zu den Ermittlungen führender Handlungsstrang um das Leben eines Waisenmädchens, die eine furchtbare Kindheit und noch schlimmere Jugend erlebt und den Leser davon offen erzählt. Hier offenbahrt sich traurigerweise das Schicksal einer jungen Frau, die durch ihre Vergangenheit zu einer Mörderin wird. Das ist dem Leser schnell bewusst, nur die persönliche Identifikation fällt aufgrund fehlender Jahresdaten und Hintergründe schwer. Diese Nebengeschichte geht zu Herzen und macht den wahren Spannungseffekt an diesem Krimi aus.
 
Der Schreibstil ist mir anfangs noch sehr gemächlich und zu ausführlich vorgekommen, doch im Laufe der Handlung hatte sich der Autor scheinbar eingeschrieben und was vorher noch etwas gestelzt und holperig klang, wurde zunehmends flüssiger und besser zu verfolgen. Es gibt einige nicht notwendige Nebenhandlungen, die die Geschichte ein wenig ausufern lassen, das kann man aber, da es sich hier um ein Debüt handelt durchaus wohlwollend betrachten.

Alles in allem habe ich den kriminalistischen Ausflug ins Paderborner Land genossen und würde mich freuen, in einer Fortsetzung von "Totgehoppelt" einen neuen Fall mitsamt den bekannten Figuren weiter zu verfolgen.