Rezension

DOGCHILD

Deathland Dogs - Kevin Brooks

Deathland Dogs
von Kevin Brooks

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem Untergang der Zivilisation befindet sich die Welt in einem desolaten Zustand. Im Niemandsland befinden sich die wenigen verbliebenen Menschen in ständigem Überlebenskampf um die vorhandenen Ressourcen und müssen um rationiertes Nahrung und Wasser streiten. Doch bald sind auch die letzen Reserven erschöpft.
Der junge Jeet ist ein sogenanntes »Dogchild«, der von einem Rudel wilder, wolfsähnlicher Hunde – den Deathland Dogs – in einer öden Wüste aufgezogen wurde. Seit er von seinem Onkel Starry vor einigen Jahren wieder "rehumanisiert" wurde, lebt Jeet nun mit den letzten seines Volkes in einer alten, ummauerten Stadt am Rande der Deathlands, die von einem viel größeren feindlichen Clan – den Dau - belagert wird. Ein alles entscheidender Kampf zwischen seinen Leuten und den Dau steht bevor. Wegen seiner besonderen Fähigkeiten als Hundskind erhält Jeet vom seinem Clan-Anführer den gefährlichen Auftrag, aus der Siedlung der feindlichen Dau wichtiges Material für den bevorstehenden Kampf zu stehlen. Noch ahnt er nicht in welchen undurchsichtigen Machtkampf er unversehens hineingezogen wird…

“Deathland Dogs” ist das neue Werk von dem britischen Erfolgsautor Kevin Brooks und diese packende, sehr mitreißend erzählte Dystopie für Jugendliche ab 14 Jahren hat es wirklich in sich.

Wir erleben eine spannende, hochdramatische Abenteuergeschichte in einer unwirtlichen, apokalyptischen Welt voller Verrat, Intrigen, Brutalität, Gewalt und Tod!
Brooks erzählt trotz vieler blutrünstiger und brutaler Szenen auch die bewegende Geschichte von Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalt, Liebe und vom Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Im Mittelpunkt steht die Hauptfigur Jeet - ein außergewöhnlicher Junge mit einzigartigen Fähigkeiten, der aber Schwierigkeiten hat, sich mit seiner Identität zu arrangieren. Noch immer schlummern die Urinstinkte als »Dogchild« in ihm, während er von den Menschen als Außenseiter gemieden wird und als Hundskind abgestempelt ist.
„Die meisten anderen Jüngeren zeigen ihre feindliche Haltung Hundskindern gegenüber nur dann wenn sie in halbwegs großen Gruppen auftreten – allein haben sie zu viel Angst sich gegen uns zu stellen.“
Erzählt wird Jeets Geschichte aus der Ich-Perspektive in Form von Tagebuchaufzeichnungen, die er auf Wunsch seines Clan-Anführers Gun Sur über die Ereignisse anfertigen soll. So erlebt man hautnah mit, welche Emotionen Jeet durchlebt, kann an seinen Gedanken teilhaben und fühlt sich bald mit ihm verbunden. Sehr glaubhaft und eindringlich beschreibt Brooks den Identitätskonflikt seiner sympathischen Hauptfigur. Jeet merkt bald, dass er durch seine Andersartigkeit einen besonderen Überlebensvorteil im bevorstehenden Konflikt hat, denn in kritischen Situationen kann er auf seine menschlichen Fähigkeiten und einzigartigen tierischen Instinkte vertrauen. Spannend ist es mitzuverfolgen, wie Jeet beginnt, das bestehende Machtgefüge zu hinterfragen, für die ihm wichtigen Menschen zu kämpfen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Oft ist es schwierig, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, denn die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen immer mehr. Doch er kann nicht verhindern, dass er schließlich in eine fast aussichtslose Gewaltspirale hineingezogen wird.

Neben seinem dicht gezeichneten Protagonisten sind auch die übrigen Charaktere vor allem seine Gegenspieler sehr vielschichtig und lebensnah ausgearbeitet. Eine wichtige Nebenrolle in der Geschichte spielt Jeets eigentliche Hundemutter und ihr Rudel. Die enge Bindung zu ihr, die Interaktionen zwischen den Hunden und dem Hundskind sowie ihre Verständigung untereinander im Kampf ums Überleben hat Brooks glaubwürdig und mit viel Gespür eingefangen.

„Es war für meine Mutter nicht wichtig dass ich biologisch von Menschen abstammte. Auch wenn sie mich nicht zur Welt gebracht hatte war ich in ihrem Herzen ein Hund geworden. Sie hatte ihre uralte Seele an mich weitergegeben.“

Da die Geschichte in einer fernen Zukunft spielt, in der nur noch wenige Menschen lesen und schreiben können, hat Brooks im Original eine stark vereinfachte Schreibung verwendet. In der deutschen Übersetzung konnte dies allerdings lediglich durch fehlende Kommasetzung umgesetzt werden. Dieser eigenwillige Schreibstil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, doch dauert es nicht lange, bis man diesen problemlos lesen kann und in das Geschehen hineinfindet. Durch diese orthografische Eigenheit und den Erzählstil in Tagebuchform bekommt Jeets Geschichte einen sehr authentischen Touch.

Auch wenn im Mittelteil die Geschehnisse zeitweise etwas zu ausschweifend und sicher einigen Lesern zu langatmig wird, zieht das Tempo zum packenden Showdown immer mehr an, so dass man sich dem Sog der Geschichte einfach nicht entziehen kann.

MEIN FAZIT

Eine packende, schonungslos erzählte Dystopie für Jugendliche ab 14 Jahren mit einem außergewöhnlichen Helden! Lesenswert!