Rezension

Dramatische Geschichte mit französischem Flair

Das Apfelblütenfest -

Das Apfelblütenfest
von Carsten Henn

Bewertet mit 4 Sternen

Als Jules neun Jahre alt ist ritzt er eine Stellenanzeige in den größten und schönsten Baum im Apfelhain der Familie. Er und sein Vater sind damals durch den Tod der Mutter sehr unglücklich gewesen und deshalb suchte der Junge eine Haushälterin auf diesem Weg. Zwanzig Jahre vergehen und keiner meldet sich darauf, Jules Vater ist längst tot, er selbst hat den Hof übernommen, auf dem Calvados und Cidre produziert werden. Auf einem Apfelblütenfest taucht mit einem Mal Lilou auf und möchte sich auf die längst vergessene Stelle bewerben. Lilou ist eine eigensinnige junge Frau, die in dem kleinen Ort an der normannischen Küste als Heilpraktikerin arbeitet. Jules und Lilou verlieben sich ineinander ohne zu Ahnen, dass schon dunkle Wolken am Horizont warten...

Als ich das romantische Cover gesehen habe dachte ich bei mir, dass es sich hier sicher um eine locker-leichte Romanze vor der französischen Küste und inmitten blühender Apfelbäume handeln wird. Diese Geschichte ist aber voller Tragik und Dramatik und ist wirklich nicht zu unterschätzen! Die Themen sind teils düster und bedrückend, darauf möchte ich ausdrücklich hinweisen!

Ich kannte den Autor schon von seiner Geschichte rund um den Buchspazierer und den Geschichtenbäcker und wieder war der Schreibstil märchenhaft und auch etwas philosophisch angehaucht. Ausserdem gibt es im Buch wieder ein sehr nettes und schönes französisches Flair mit kleinen, hübschen Ortschaften voll liebenswürdiger Menschen, gutes Essen und den ein-oder anderen Cidre auf eigener Produktion.

Mit Jules habe ich schon im Prolog mitgefiebert, denn der kleine Junge hat mir unglaublich Leid getan in welch jungem Alter er schon mit Schicksalssschlägen fertig werden muss. Dass er dann zu einem etwas mürrischen und vorsichtigen Mann wird ist verständlich. Lilou dagegen ist ein echter Wirbelwind und sehr eigensinnig. An ihre Art musste ich mich erst gewöhnen aber sie hat das Herz am rechten Fleck. Die Gefühle der beiden wurden immer nachvollziehbar beschrieben, die Handlungen konnte ich meist nachvollziehen. 

Die Handlung ist wie schon geschrieben sehr dramatisch und in meinen Augen war sie auch etwas überladen. Ein paar weniger Probleme hätten der Geschichte gut getan, denn hier wurde man stellenweise etwas damit erdrückt. Ansonsten aber eine sehr romantische Geschichte mit viel französischer Lebenslust, die ich zwar empfehlen kann, jedoch nur eingeschränkt. Bitte nicht vom Cover täuschen lassen und nicht unbedingt hören/lesen in einer psychisch labileren Phase.

Der Sprecher hat die Geschichte schön vorgelesen und hat die französischen Namen immer sehr gut betont, was zusätzlich ein gewisses französisches Flair ins Hörbuch gebracht hat.