Rezension

Drei starke Frauen in schweren Zeiten

Zeiten der Sehnsucht -

Zeiten der Sehnsucht
von Carmen Bellmonte

Bewertet mit 5 Sternen

Die Zeit steht nicht still , weder auf Mallorca noch auf Kuba.

Antonia auf Kuba, Carla und Alba auf Mallorca müssen sich nicht nur mit familiären Veränderungen auseinandersetzen, sondern auch mit gesellschaftlichen Umbrüchen.

Antonias Mann Federico steht 1927 vor der Entscheidung, die Zigarrenfabrik an den alles beherrschenden  amerikanischen Trust zu verkaufen. Trotz großer Risiken kann Antonia ihn davon abhalten. Kurz darauf bricht die Weltwirtschaftskrise über Kuba herein. Nun zeigt sich, dass es richtig war, die Eigenständigkeit zu bewahren. Antonia  kann sich als erfolgreiche Weingutbesitzerin beweisen. Die Kinder wachsen heran und treffen Entscheidungen, die auf das Leben der ganzen Familie erheblichen Einfluss haben.

Auf Mallorca wird Leo aus dem Gefängnis entlassen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten scheinen sich die Eheleute Alba und Leo wieder einander anzunähern. Während Leo weiterhin die Zukunft im Weinbau sieht, erkennt Alba die Erfolg versprechenden Möglichkeiten im aufstrebenden Tourismus und eröffnet ein Hotel. Was nicht vorhersehbar war, ist Francos Putsch, der Bürgerkrieg und die wachsende Anzahl von deutschem Militär auf der Insel, was Alba zu unliebsamen Kompromissen zwingt.

Carla und Francisco führen ein von schwerer Arbeit geprägtes ruhiges Leben. Da beschert ein unvermutetes Unglück Carla die Erfüllung ihres Lebenstraums von einem Kind. Auch bei  der neue kleine Familie hält der Bürgerkrieg den Alltag fest im Griff.

Da ich bereits den 1. Band mit Freude gelesen habe, fand ich mich in der Handlung schnell zurecht.

Neben dem Auf und Ab im Familienleben sind die historischen Gegebenheiten ein bestimmendes Element im Roman.

Mir war bis zu diesem Buch nicht bewusst, welche Auswirkungen die Weltwirtschaftskrise auf Kuba hatte, während der 2. Weltkrieg kaum spürbar ist. Was ich besorgniserregend fand, war dagegen der immer stärker werdende Einfluss der Mafia, gefördert durch einen korrupten kubanischen Präsidenten.

Alba ist die Figur, mit der ich mich am wenigsten anfreunden konnte. Während ich Antonia für ihren Einsatz für die Firma und dem Zusammenhalt mit Federico schätze, bewundere ich Alba für ihre gewonnene Selbstständigkeit und ihr Unternehmertum, aber ans Herz gewachsen ist sie mir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie gegenüber Leo als unaufrichtig empfinde. 

Leo selbst ist weiterhin besessen von seinem Traum des eigenen Weinguts. Zumindest lässt er Alba, was das Hotel anbetrifft, gewähren.

Mein Herzensmensch ist wie bereits im 1. Band weiterhin die bescheidene Carla. Mir imponiert, wie sie trotz gesundheitlicher Einschränkungen den Alltag meistert und alles tut, damit es der Familie gut geht was angesichts von Lebensmittelknappheit und schwindender Einkünfte eine Herkulesaufgabe ist..

Das Buch hat mein Herz erobert durch liebeswerte Figuren, spannende Familiengeschichten und für mich völlig neue und überraschende Einblicke in das damalige Weltgeschehen.