Rezension

Effi liest sich frei

Effi liest - Anna Moretti

Effi liest
von Anna Moretti

Effi hat ihren eigenen Kopf und geht mit dem auch gerne mal durch die Wand – selbst, wenn das mit einem Schulverweis endet, auch wenn der eigentlich völlig unberechtigt war. Nur, weil Effi in Besitz ein es Buches war, das sie noch nicht einmal gelesen hat. Kein Wunder, dass sie fortan besessen von dem Gedanken an den verbotenen Inhalt ist. Sie will es Lesen – um jeden Preis. Gemeinsam mit ihren Freundinnen setzt sie alles dran herauszufinden, welches mysteriöse Wissen da vor ihnen geheim gehalten werden soll.

Dieses Buch hat viele Themen, es geht um Emanzipation und Selbstbestimmung, die weibliche Hysterie und Sigmund Freud, und nicht zuletzt um Freundschaft, Liebe. Diese Vielfalt machen die Geschichte sehr interessant und lesenswert. Gerade über Freud und die erschreckenden Ansichten über die Aufklärung der Frauen im frühen 19. Jahrhundert habe ich noch einiges Neues erfahren, was mich beim Lesen sehr aufgeregt hat, aber so war die damalige Zeit nun mal und Anna Moretti vermittelt da einen tollen Einblick.

Effi ist eine sehr sympathische Hauptfigur, die ich gerne auf ihrem Weg begleitet habe, weil sie weiß, was sie will und sich nicht klein kriegen lässt. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und das ist sehr erfrischend. Auch die anderen Personen sind gut gelungen, allen voran Effis Tante, meine persönliche Lieblingsfigur. Die Romanze mit Max ist vielleicht ein bisschen kitschig und hier hätte ich mir die ein oder andere Entwicklung gewünscht, aber da das Buch als „romantische Komödie“ beworben wird, passt es dann wieder.

Die Handlung lebt von Effis Wissensdurst und den Komplikationen die daraus entstehen. Als sie dann auch noch „krank“ wird und bei einem Kollegen von Freud in Behandlung kommt, spitzt sich die Situation zu – gegen Ende vielleicht etwas zu sehr und ich muss gestehen, dass mir hier die Entwicklungen etwas zu schnell gingen (auch in Bezug auf Max, der bei Effis „Krankheit“ keine ganz unwesentliche Rolle spielt). Da hätten ein paar Seiten mehr nicht geschadet. Nichtsdestotrotz wird alles zu einem zufriedenstellenden Ende zusammengeführt.

Ich habe ein paar vergnügliche Lesestunden mit „Effi liest“ verbracht und kann es jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer lockeren Unterhaltungslektüre ist, die ganz nebenbei ein paar ernstere Themen aufgreift.