Rezension

Eher populärwissenschaftliche Literatur als anspruchsvoller Roman.

Maschinen wie ich
von Ian McEwan

Ab wann ist ein Bewusstsein dem der Menschen ebenbürtig oder gar überlegen? Wer darf eigentlich Gefühle empfinden, nur Menschen oder auch Maschinen mit künstlicher (emotionaler) Intelligenz?

In diesem Roman verbindet McEwan den Plot einer relativ durchschnittlichen Dreiecksbeziehung mit dem viel diskutierten Thema der Künstlichen Intelligenz. Das ganze packt er in eine alternative Realität, in der vieles bekannt, aber doch ein kleines bisschen anders verlaufen ist, als bei uns. Die Geschichte spielt Anfang der 1980er Jahre in Großbritannien und mit der Möglichkeit, dass der Falkland-Krieg von der agentinischen Militärjunta gewonnen wurde, Margret Thatcher nicht ganz so lange an der Macht war und generell der Neoliberalismus eine nicht ganz so rosige Zeit hatte.

Ganz grundsätzlich ist der Roman durchaus solide geschrieben und konstruiert, nur hat McEwan einfach zu viel hineingepackt in diese 400 Seiten. Neben dem besagten Plot um eine Dreiecksbeziehung inklusive Maschinenmensch, handelt der Autor auch noch komplette politische Systeme der Alternativwelt ab und erklärt populärwissenschaftlich die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Gerade die politischen und geschichtlichen Betrachtungen sind für Nicht-Briten eher undurchsichtig und wenig relevant. Die Erläuterungen zu den wissenschaftlichen Entwicklungen sind durchaus interessant und leicht verständlich beschrieben. Nur: Der Roman funktioniert als Roman einfach mit diesen drei Ebenen nicht sonderlich gut. Die herausragende Recherchearbeit zur Wissenschaft wird durch den mauen Plot eher geschmälert, sodass man McEwan wünscht, dass er darüber lieber in einem eigenständigen Essay geschrieben hätte. Oder er hätte die Alternativhistorie nicht so stark ausgebaut und sich mehr auf seine Figuren konzentriert. Diese bleiben eher lieb-, farb- und emotionslos.

Insgesamt kann ich nach dieser mittelmäßigen Lektüre nur eine Leseempfehlung für Personen aussprechen, die noch nicht sehr bewandert im Bereich der KI-Forschung sind und eine leicht verständliche Zusammenfassung bekommen möchten. Alle anderen werden keinen großen Gewinn aus diesem überladenen Roman ziehen können.