Rezension

Ein außenpolitischer Hexenkessel

Die Toten der King Charles Street -

Die Toten der King Charles Street
von C. S. Harris

Alexander Ross, ein junger kräftiger Brite aus dem Adelsstand, stirbt unvermutet an Herzversagen. Der Chirurg Paul Gibson kann nicht widerstehen und beginnt, die Leiche zu observieren. Schnell wird ihm klar, dass der junge Mann nicht dem Herzen, sondern einer Stichwunde im Hinterkopf unterlag. Nichtgenehmigte Untersuchungen an einem Leichnam sind gesetzlich verboten und Paul Gibson steht vor einem Problem: Ein Mord ist geschehen, aber er kann damit unmöglich zu den Behörden gehen.
Verzweifelt bittet er seinen Freund Sebastian St. Cyr zu Hilfe, der sofort mit seinen Nachforschungen beginnt.

Eine Trauung und  ein Mord

Sebastian steht vor einem Abschnitt in seinem Leben, den er nie für möglich gehalten hätte: er ist verlobt und in einer Woche verheiratet. Aber seine Braut ist nicht Cat, die Liebe seines Lebens, sondern Miss Hero Jarvis, die Tochter eines seiner gefährlichsten Gegner in London. 

Der Mordfall, mit dem Paul Gibson ihn konfrontiert, lenkt Sebastian von den kommenden Feierlichkeiten ab. Doch was als harmloses Spiel beginnt, entwickelt sich rasch zu einem tödlichen Ränkespiel, hinter dem mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat.

Ein außenpolitischer Hexenkessel

Das Jahr 1812, in dem die Geschichte spielt, ist ein politischer Hexenkessel. Napoleons Frankreich steigt zur führenden Kolonialmacht auf, Schweden steht nach den Verträgen von Örebro wieder auf der Seite von Großbritannien, will sich die Annexion von Finnland jedoch nicht einfach gefallen lassen. Verhandlungen zwischen Russland und Schweden über Norwegen rufen das dänische Königreich auf den Plan, da Norwegen einen Teil von Dänemark ist. Die Türkei verurteilt die Marineoperationen der Briten gegen Konstantinopel. 

Ein Hexenkessel voller Intrigen und Versprechungen, brutaler Kampfszenen und undurchsichtigen Motiven. Und Sebastian springt mitten hinein.

Fazit

Ein brisanter Kriminalfall, der die angespannte Außenpolitik in Europa um 1812 zur Rahmenhandlung nimmt. Neben interessanten Fakten und raschen Erzähltempo verschwinden die Seiten unter den Fingern. Die zahlreichen Namen und Schauplatzwechsel verwirren stellenweise etwas, aber mit fortschreitender Handlung entwirren sich die Fäden langsam und legen den Blick auf eine geniale Geschichte frei.