Rezension

Ein authentisches Jugendbuch mit äußerst lebendig wirkenden Charakteren

Die Quersumme von Liebe
von Katrin Zipse

Bewertet mit 3 Sternen

Luzies geordnete Welt gerät ins Wanken, als sie einen Brief ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Das Geheimnis, mit dem er sie konfrontiert, nimmt ihr Leben Stück für Stück auseinander. Doch plötzlich ist da Puma, bei dem sie sich frei fühlt und geborgen. Damit sie mit ihm zusammen sein kann, muss Luzie ihre Erinnerungen zu einem neuen Bild zusammensetzen, in dem Lügen keinen Platz haben. 

Meine Meinung

Der Anfang des Buches hat mir bereits bewiesen, dass es genau die richtige Entscheidung war zu Frau Zipses neuem Buch zu greifen. Katrin Zipse schreibt nämlich nicht nur sehr bildhaft, sodass man die beschriebenen Orte, Charaktere etc. direkt vor Augen, sondern auch äußerst intensiv, wodurch ihre Geschichte von einer dichten Atmosphäre begleitet wird. Außerdem gefällt mir, dass sie in ihren Büchern keine Friede-Freude-Eierkuchen Welten erschafft. Stattdessen lässt sie ihre Charaktere die Hoch und Tiefs des „echten“ Lebens erleben. Sie werden mit Problemen und Enttäuschungen konfrontiert, die sie vor große Herausforderungen stellen und ihnen einiges Abverlangen. Und auch wenn ihnen alles zunächst unüberwindbar erscheint, wachsen sie an diesen schwierigen Zeiten und lernen dabei auch viel über sich selbst.

Luzie befindet sich in einem absoluten Ausnahmezustand. Seit sie den Brief ihrer verstorbenen Großmutter gefunden hat, hat sich alles, an was sie bisher geglaubt hat, plötzlich Stück für Stück als Lüge herausgestellt. Ihr wird der Boden unter den Füßen weggezogen, da sie nicht mehr weiß, wem sie überhaupt noch vertrauen kann. Besonders schwer fällt es ihr bei ihrer Mutter, immerhin hatte diese ihr bereits vor Jahren den Tod ihrer Großmutter vorgegaugelt und damit einen Teil ihrer Familie genommen. Andererseits kann und will sie den rätselhaften Andeutungen ihrer Oma auch keine allzu große Bedeutung zu messen. Doch der Stein wurde bereits ins Rollen gebracht, sodass Luzie nicht einfach so tun kann, als wüsste sie von nichts. Deshalb entschließt sie sich schließlich doch dazu den Geheimnissen in ihrer Familie auf den Grund zu gehen. Denn manchmal kann die Ungewissheit genauso quälend sein, wie die Wahrheit.

Apropos Wahrheit…Wenn mich die Geschichte eins gelehrt hat, dann wie wichtig es für uns und unser Leben ist, nicht ständig mit Lügen abgespeist zu werden. Für einen kurzen Moment ist es zwar möglich ein Geflecht aus Lügen aufrecht zu erhalten, doch irgendwann wird der Moment kommen, an dem die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Und dann ist meistens mehr kaputt, als wenn man von vornerein ehrlich gewesen wäre, da man der betroffenen Personen viel Ärger und Schmerz ersparen hätte können.

Obwohl ich Katrin Zipses Schreib- und Erzählstil wirklich gerne mag, konnte mich die erste Hälfte des Buches nicht richtig fesseln. Das lag daran, dass bei mir nicht so viel auf der Gefühlsebene angekommen ist, d.h. mir hat ein wenig die emotionale Verbundenheit zu den Charakteren gefehlt. Luzie tat mir zwar schon leid (Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie schlimm das alles für sie sein muss), aber trotzdem ist zwischen ihr und mir immer ein Funken Distanz geblieben, was ich sehr schade fand. Außerdem hat das Bild, das ich mir durch ihre Äußerungen und Pumas Erinnerungen von ihr machen konnte, sie mir auch nicht wirklich sympathisch gemacht.
In den Abschnitten, die aus seiner Perspektive geschrieben sind, können wir als Leser mitverfolgen, was er alles auf sich nimmt um Luzie nach ihrem Verschwinden wiederzufinden. Denn obwohl sie sich kurz zuvor gestritten hatten, liegt ihm immer noch sehr viel an ihr. Aber auch sonst war er mir sehr sympathisch. Ich kann gut verstehen, weshalb sich Luzie Hals über Kopf in ihn verliebt hat.

Der zweite Teil des Buches hat mir schon viel besser gefallen, da die Handlung um einiges spannender und mitreißender geworden ist, sodass ich mich kaum von den Seiten lösen konnte. Mit jeder Andeutung habe ich der Auflösung ungeduldiger entgegengefiebert. Nebenbei habe ich allerlei Theorien entworfen, die ich aber meistens wieder verwerfen musste. Das Ende hat mich überrascht, da ich etwas ganz anderes vermutet hatte. Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass mich „Die Quersumme von Liebe“ nichts ganz so begeistern konnte wie „Glücksdrachenzeit“. Mir hat das gewisse Etwas gefehlt!

Mein Fazit

„Die Quersumme von Liebe“ ist ein sehr authentisches Jugendbuch mit äußerst lebendig wirkendenden Charakteren, das mich jedoch in der ersten Hälfte des Buches nicht ganz so an die Seiten fesseln konnte, wie ich es erwartet hatte. Das lag zum Großteil daran, dass mich die verschiedenen Emotionen und das Gefühlschaos der Protagonistin nicht erreicht haben. In der zweiten Hälfte wurde es zum Glück um einiges besser. Luzie kommt langsam aber sicher den Geheimnissen und Lügen auf die Spur und versucht alles um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Geschichte wird mit jeder Seite spannender und mitreißender, sodass man bis zum Schluss weiterlesen möchte.