Von Lügen, Riesen und Mikroben
Klappentext:
Luzies geordnete Welt gerät ins Wanken, als sie einen Brief ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Das Geheimnis, mit dem er sie konfrontiert, nimmt ihr Leben Stück für Stück auseinander. Doch plötzlich ist da Puma, bei dem sie sich frei fühlt und geborgen. Damit sie mit ihm zusammen sein kann, muss Luzie ihre Erinnerungen zu einem neuen Bild zusammensetzen, in dem Lügen keinen Platz haben.
Die Autorin:
Katrin Zipse arbeitete mehrere Jahre als Dramaturgin und ist seit 1993 Redakteurin bei SWR2. Außerdem schreibt sie Hörspiele und Radio-Features. Sie lebt mit ihrer Familie und Berta, der Hündin mit den vier Augen, in Baden-Baden. So oft es geht, unternimmt sie Spritztouren nach Frankreich und genießt das Savoir-vivre. Glücksdrachenzeit war ihr erster Jugendroman.
Meine Meinung:
Lektion Fünf für Mikroben
"Über Wetterumstürze:
Zieh den Kopf ein,
Kleine Mikrobe,
Wenn's schön ist,
Wenn du denkst, es hat doch alles einen Sinn,
Und es ist gut, wie es ist -
Dann gib auf und vergrab dich tief, tief in der Erde.
Denn du wirst mächtig eins aufs Haupt kriegen."
Luzies Leben wird eines Tages durcheinander gewirbelt. Durch einen Brief ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter fängt alles an. Das Kuriose daran ist, dass sie eigentlich schon seit Jahren tot ist. Ihre Mutter ist keine große Hilfe, und auch Luzies Vater weilt schon lange nicht mehr unter den Lebenden.Wie kann das sein? Ihr Halbbruder, der kleine Aaron, um den sie sich häufig kümmert, da es keinen Vater im Haus gibt, soll mit ihr hinter das Geheimnis der zweimal verstorbenen Oma kommen. Sie fahren in das Dorf, in dem die Beerdigung stattfindet. Das löst eine Kettenreaktion aus, denn Luzie deckt immer mehr aus der Vergangenheit auf. Und diese ist schmerzhaft und bitter.
Sie lernt Puma kennen, der eigentlich Luis heißt und Aaron das Klettern beibringt. Pumas Familie stammt aus Peru, was man auch an seinem Spitznamen erkennen kann.
Der Name Puma ist aus dem Quechua entlehnt, das ist eine Gruppe eng miteinander verwandter indigener Sprachvarietäten, die im Andenraum Südamerikas gesprochen werden. Und ein bisschen passt sein Name zu der äußeren Erscheinung: Beweglich, geschmeidig und kräftig. Er ist ein Mann, der dunkle Haare und ausdrucksvolle, braune Augen hat. Da kann man es Luzie nicht verdenken, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt.Doch diese erste, richtige Verliebtheit wird auf eine harte Probe gestellt, denn sie muss unbedingt die Geheimnisse, die ihre Familie umgeben, lüften. Dazu ist sie bereit, wie ein Detektiv akribisch vorzugehen - schließlich ist es auch eine Suche nach sich selbst und ihrer Identität.
"Die Quersumme von Liebe" erzählt aus zwei Perspektiven, nämlich aus der von Luzie und aus Pumas Sicht, was sich vor ihrem Kennenlernen und danach zugetragen hat. Besonders gefallen hat mir die Sprache, in die das Buch getaucht war, das Miträtseln, die Märchenkomponente - Hans und die Bohnenranke spielt eine große Rolle - und Aaron, den man einfach nur ins Herz schließen kann.
Irgendwie fühlt man sich selbst an die Vergangenheit erinnert, als man klein war, als alles anders war, an die Zeit davor, die man oft vergisst oder verdrängt, weil wieder neue Eindrücke des Lebens hinzukommen, denen unbewusst Platz gemacht wird.
Das Ende war überraschend und wurde geradezu dramatisch aufgelöst. Es zeigt, dass es wichtig ist, trotz allem bei der Wahrheit zu bleiben, auch wenn es Jahre dauert, diese zu verarbeiten, denn die Lügengebilde können irgendwann zusammenfallen und verlieren nichts an ihrem Schrecken.
Eine sagenhafte, mysteriöse Suche nach der Vergangenheit.
4 Sterne.