Rezension

Ein Blick in eine unbekannte Welt, aber leider fehlte mir die Spannung

Unorthodox - Deborah Feldman

Unorthodox
von Deborah Feldman

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Erzählerin beschreibt ihr Leben in einer chassistischen jüdischen Gemeinschaft in Williamsburg, New York. Wir nennen die Mitglieder dieser Gemeinschaft orthodoxe Juden. Das Leben ist geprägt von strengen, sich ständig weiter verschärfenden Regeln, die die Rabbiner bestimmen und der Überwachung durch die anderen Mitglieder der Gemeinschaft. Entweder man akzeptiert die Regeln, oder lebt in Angst. Aber was, wenn der Geist nach Freiheit strebt?

 

 

Deborah Feldman hat dieses Buch als Biographie geschrieben. Es ist tatsächlich aber eine Mischung aus Biographie, mit einigen Anpassungen, um die Anonymität der anderen Beteiligten zu schützen, Enthüllungsbuch und Roman. 

 

Es kommt bei diesem Buch sehr stark darauf an, wie man es liest, was für Erwartungen man hat. Es wird beworben als „mitreißend“ und dergleichen. Ich fand es interessant, aber mitgerissen hat es mich nicht. 

 

Deborah Feldman bezeichnet die Gemeinschaft, in der sie gelebt hat, als Sekte, was meiner Meinung nach durchaus zutrifft. Einige klassische Anhaltspunkte sind gegeben.

 

Ich habe das Buch gelesen, weil ich die Miniserie gesehen habe, die mit dem Buch nur am Rande etwas zu tun hat. Die Serie ist um ein Vielfaches spannender.

 

Ich wollte mehr wissen. Also habe ich mir das Buch angeschafft. Einerseits finde ich es sehr interessant einen Einblick in diese Welt zu erhalten, die uns so fremd ist. Die strengen Regeln, wie willkürlich sie verändert werden, wie irrsinnig sie uns als Außenstehenden erscheinen und was für furchtbare Verbrechen geschehen und unter den Teppich gekehrt werden.

 

Die namenlose Protagonistin und Erzählerin beschreibt ihre Erfahrungen, die teilweise nicht ohne sind, vor allem aber zeigen, wie die Rollenverteilung in dieser Gemeinschaft ist: Die Frau ist rechtlos und immer schuld, egal woran. Sie muss eingeschränkt werden wo es nur geht, der Mann ist ihr König. 

Die Erzählerin hat sich von klein auf gegen diese Regeln aufgelehnt, meist nur im Inneren. Aber dennoch. Sie stellt sich Fragen, sie denkt, sie will nicht einfach alles schlucken. Sie sieht die Fehler im System, die Unlogik und sie erkennt, dass es Dinge gibt, die einfach viel zu weit gehen und nicht ungestraft bleiben dürfen.

 

Das Problem an diesem Buch ist die Spannung. Sie ist nicht vorhanden. Es wird einfach erzählt, ohne Höhepunkte, ohne Spannung. Da ist es vielleicht einfach zu sehr Biographie. Zudem wird die Handlung nach der Heirat zu eindimensional. Es geht nur noch um Sex und wie der Erzählerin immer mehr die Freiheit genommen wird. Ja, das ist wichtig, aber es geht nur noch darum, wie sie versuchen Sex zu haben, was sie alles unternimmt, wie das mechanisch abläuft oder eben nicht und wie die Lösung darin gesucht wird, sie noch mehr zu unterdrücken, weil es ja ihr Fehler sein muss. Hier wäre so viel Luft nach oben gewesen, aber mir fehlte das Gefühl.

 

 

Fazit: Es ist interessant einen Blick in eine ganz andere Welt zu erhalten, die uns so absolut fremd ist. Allerdings ist für mich die Mischung aus Roman und Biographie nicht wirklich gelungen. Es fehlt zu oft am Gefühl. Es wird einfach „nur“ erzählt, aber man erlebt zu selten wirklich etwas mit der Protagonistin. 

Das Ende kam mir persönlich viel zu abrupt und zu glatt. Auch hier fehlte die Spannung.

 

Wenn das, was hier geschildert wird stimmt, dann hat Deborah Feldman recht mit ihrer Einschätzung, die Gemeinschaft, in der sie aufgewachsen ist, gleiche einer Sekte. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch entweder eine klare Biographie ist, oder ein Roman. Mir hat einfach die Spannung gefehlt. Es gab ab und an mal „Schockmomente“, aber das war einfach nur dem Geschilderten geschuldet, weil das so unfassbar klang. Ich habe nicht mit ihr mitgefiebert oder an den Seiten geklebt, im Gegenteil. Leider hat mich das Buch meistens eher gelangweilt.

 

Von mit bekommt es 2,5 Sterne.