Rezension

Ein Cozy-Krimi wie eine Seifenoper

Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2) -

Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2)
von Sandrine Albert

Bewertet mit 3 Sternen

"Mord in Bordeaux" von Sandrine Albert ist ein typischer Urlaubskrimi, mit dem man sich vor, während oder nach der Reise mit der Urlaubsregion verbinden kann, in diesem Fall bevorzugt für Zuschauer von Seifenopern und Serien a la "Das Traumschiff". Denn reale Lebensbedingungen gelten hier nur für Nebenfiguren, die Protagonisten wirken allesamt wie aus dem Serienkatalog entschieden: Claire Molinet ist schön und reich, allerdings nicht aufgrund eigener Anstrengungen - Monsieur le Papa hat ihr denn auch die feudale Villa am Meer überlassen, in der sie nun residiert, mit gelegentlichem Techtelmechtel mit dem achtsamen Gärtner.  Deswegen kann sich die Privatdetektivin auch leisten, ihrem Hobby als Foodbloggerin zu frönen und nicht irgendwelche Feld- Wald- und Wiesenfälle übernehmen zu müssen wie Kollegen, die tatsächlich aufs Geldverdienen angewiesen sind. Kein Wunder, dass ihre Arbeit deutlich aufregender ist als die eines stinknormalen privaten Ermittlers!

Eigentlich leidet sie noch immer unter dem Liebesweh einer vorangegangenen Beziehung, die vermutlich die Leserinnen des ersten Bandes kennen.  Allerdings schwingen auch durchaus emotionale Spannungen mit, wenn Claire mit dem Commissaire Raoul Chénier zu tun hat, Typ groß, dunkelhaarig und gutaussehend, also auch ein wenig klischeehaft,  mit einem klitzekleinen Stück Sozialkritik an französischen Verhältnissen, hat sich der Arbeitersohn doch seinen  Weg in die Welt der Grand Ecole Absolventen erkämpft.

Mit dem Kniff, sich mit einem französisch (oder britisch, italienisch, portugiesisch usw) klingenden Pseudonym einen Anschein Landes-Authentizität zu verschaffen, ist die deutsche Autorin ja nicht allein unter den deutschsprachigen Krimischriftstellern. Die in den Text eingeworfenen Französisch-Brocken borden dann allerdings ein wenig über. Merci, ich habe schon verstanden: Mord in Bordeaux, spielt in Frankreich. Da sprechen die Leute französisch, auch wenn das Buch in deutsch geschrieben ist, da für deutsche Leser*innen.  Genug!

Wer bis hierher gelesen hat, ahnt schon: Dieser Krimi ist cozy. Was ja nichts schlechtes sein muss. So ist der Tod eines Politikers in einem Sternerestaurant, den Claire gewissermaßen vom Nebentisch miterlebt, der Auftakt einer Recherche, bei der die Ermittlerin im Alleingang dem Polizeiapparat nicht nur stets eine Nasenlänge voraus ist, sondern auch den richtigen Riecher hat. 

Was den eigentlichen Plot betrifft - der ist eigentlich richtig gut. In einem der typischen düsteren Skandinavienkrimis schwedischer Tradition wäre das richtig gut geworden. Hier plätschert die mit dem Fall verbundene Gesellschaftskritik eher sotto voce vor sich hin. 

Die Ermittlerin bleibt realitätsfern, aber so ist das nun mal bei Seifenopernpersonal. Manche Serien guckt man wegen der schönen Landschaft, nicht wegen der nach kurzer Zeit vorhersehbaren Geschichten. So ähnlich ist es mir mit "Mord in Bordeaux" gegangen. La belle France überzeugt, man merkt der Autorin die Liebe zur Region an, und für den Krimi zum Frankreich-Urlaub reicht das schon. Was den Rest betrifft: ganz nett, aber eben auch sehr vorhersehbar.