Rezension

Ein ernstes Thema in optisch und sprachlich wunderschöner Form verpackt

Kleine Dinge wie diese -

Kleine Dinge wie diese
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

New Ross, eine kleine Stadt im Nordwesten Irlands, im Winter 1985. Das Leben ist hart, viele Menschen haben wirtschaftliche Probleme. Ein wichtiger und einflussreicher Wirtschaftsfaktor ist das Kloster mit der Magdalenen-Wäscherei, über die es so einige Gerüchte im Ort gibt.

Bill Furlong ist selbständiger Kohlehändler und Vater von fünf Töchtern. Seiner Familie geht es verhältnismäßig gut, obwohl er als nichteheliches Kind in der damaligen Zeit normalerweise keine  Chance auf ein bürgerliches Leben mit bescheidenem Wohlstand gehabt hätte. Aber seine Mutter hatte Glück mit ihrer Arbeitgeberin, die das schwangere Mädchen weiter in ihrem Haushalt beschäftigte und mit ihrem Sohn dort wohnen ließ.
Bill Furlong ist sich dieser Umstände durchaus bewusst und hat vielleicht auch deshalb Verständnis für jene, die nicht so viel Glück im Leben hatten. Trotzdem stellt er sein Leben häufiger in Frage. Als er zufällig einen Einblick hinter die Fassade des Klosters bekommt, muss er für sich eine weitreichende Entscheidung treffen.

Auf gerade mal 105 Seiten erzählt Claire Keegan eine Geschichte, die ein wenig an Charles Dickens und eine viel weiter zurückliegende Epoche denken lässt. Sprachlich unglaublich präzise, verzichtet die Autorin auf unnötige Ausschmückungen in dieser Weihnachtsgeschichte, die leider auf Fakten beruht. Die Magdalenen-Laundries hat es tatsächlich gegeben, und sie haben fast bis zur Jahrtausendwende existiert. Und auch wenn die Bevölkerung nicht hinter die Fassaden sehen konnten, werden die Menschen sicher einiges mitbekommen haben. Genau diese Art des Wegsehens thematisiert die Autorin ohne erhobenen Zeigefinger.

„Kleine Dinge wie diese“ ist ein inhaltlich, sprachlich und auch optisch wunderschön gestaltetes Buch. Die ideale Lektüre in der Vorweihnachtszeit und sicher auch ein Geschenktipp für Weihnachten.