Rezension

Zeitlos

Kleine Dinge wie diese -

Kleine Dinge wie diese
von Claire Keegan

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist ein Schatz, ein echter. Es liest sich als wäre es nicht erst in diesem Jahr auf der Short List des Booker Preises nominiert, sondern schon mindestens 150 Jahre älter und ein längst etablierter Klassiker (im besten Sinne). Es liest sich als hätten schon Generationen vor uns dieses Buch abends am Kamin gelesen, bei langen Spaziergängen darüber nachgedacht und ihre Moral daraus gezogen. 

Es ist ein eisiger Winter im Irland des Jahres 1985. Bill Furlong arbeitet als Kohlenhändler und hat alle Hände voll zu tun, um seine Frau und seine fünf Töchter zu versorgen. Als er pünktlich zu Weihnachten eine Lieferung Kohle ins nahegelegene Kloster bringt, macht er eine schockierende Entdeckung, die ihn vor die Wahl stellt: Wird er sein geordnetes Leben weiterführen oder wird er sich hinauswagen, sich für die Menschlichkeit einsetzen und den Preis dafür auf sich nehmen?

Claire Keegan schreibt in einer wunderbaren Sprache, in die man sich ganz zurückziehen möchte. Dieses Buch strahlt eine tiefe Ruhe und Erhabenheit aus, die mich sehr berührt hat. Mit nur wenigen, aber den richtigen Worten, widmet sich die Geschichte ganz leise und unpathetisch den großen Fragen von Verantwortung, Menschlichkeit und Mitschuld im Angesichts des institutionalisierten Bösen. Die Magdalenen-Wäschereien sind ein dunkles Kapitel der Kirche in Irland, es geht um weibliche Zwangsarbeit, Bestrafung, unwürdige Grausamkeiten mitten in einer kleinen irischen Stadt, die sich zwischen Weihnachtsgebäck, Lichtern und Messen auf Weihnachten vorbereitet und das Übel, welches im Kloster vor sich geht, nicht sehen möchte. Dieses Buch ist, merkt euch das gern schon mal vor, das perfekte Weihnachtsgeschenk. Es ist wunderschön, es ist hoffnungsvoll, es ist wertvoll.