Rezension

Herzerwärmend bis brav

Kleine Dinge wie diese -

Kleine Dinge wie diese
von Claire Keegan

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Kleine Dinge wie diese" scheint mir als Titel gut gewählt. Dies ist eine schnell gelesene, wenig komplexe Geschichte, die lehrt, dass große Veränderungen oft in (scheinbar) kleinen Schritten herbeigeführt werden. Handlungsort ist Irland in den 80er Jahren. Weihnachten steht vor der Tür. Bill Furlong ist rund um die Uhr damit beschäfigt, Kohlen auszuliefern und das Geld für seine Familie heim zu bringen. Als Bill etwas Grausames sieht, wird sein Gewissen auf die Probe gestellt. Was tun, wenn alle anderen wegschauen?

Die schlichte Prosa von Claire Keegan ist einnehmend und trägt dazu bei, dass man sich von Beginn an in ein Weihnachtsmärchen versetzt fühlt. Gerne folgt man Bill Furlong auf seinen Wegen durch die Stadt und zum nahegelegenen Kloster. Er ist ein netter Kerl, der weiß, dass zwischen einem guten und schlechten Leben manchmal nur der Zufall steht. Als Erzähler vermittelt er Verlässlichkeit und ein Versprechen auf ein gutes Ende.

Dass uns das Wissen um die historische Tragweite der irischen Magdalenenheime, in denen junge Mädchen über Jahrzehnte hinweg gequält und ausgebeutet wurden, nicht sofort in Depressionen stürzt, liegt am freundlichen, gemütlichen Wesen von Bill Furlong. Mich hielten seine umherschweifenden Gedanken allerdings auf Distanz zum Leid. Das Elend blitzt nur am Rande auf. Und das fühlte sich für mich nicht richtig an. "Kleine Dinge wie diese" empfand ich als eine versöhnliche Variante des Mädchens mit den Schwefelhölzern. Vielleicht hallt sie deshalb nicht bei mir nach - zu versöhnlich, zu mutlos kommt die Geschichte daher. Gerade in die Weihnachtszeit passt dieses kleine, herzerwärmende Buch jedoch recht gut.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 23. November 2023 um 21:01

Genau! Schön ausgedrückt.