Rezension

Ein ganz spezieller Thriller - aber genial!

Nachschlag - Ole Tänzer

Nachschlag
von Ole Tänzer

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

Björn und Ole Tänzer sind Brüder. Der eine lebt noch in Lübeck und ist dort erfolgreicher Zahnarzt, der andere ist nach Berlin gezogen. Als Ole länger nicht zu erreichen ist und sich auch nicht zu Mutters Geburtstag gemeldet hat, nötigt diese Björn, seinen geplanten Urlaub platzen zu lassen und statt zu angeln in Berlin nach Ole zu suchen, denn auch die Vermieterin hat ihn länger nicht gesehen. Da Mutter Tänzer sehr resolut sein kann, fügt sich Björn. Was er dann in Berlin über Ole herausfindet, raubt ihm den Atem und bringt ihn selbst in größte Gefahr …

 

Erotikliteratur und SM-Thriller sind nicht wirklich mein Ding. Aber ich liebe die Bücher von Siegfried Langer – und er hat (ursprünglich unter dem Pseudonym Ole Tänzer) diesen Thriller veröffentlicht. Deshalb musste ich ihn einfach lesen! Nachdem ich anfangs doch ein wenig mit recht detaillierten Schilderungen von SM-Praktiken zu kämpfen hatte, wurden die Thriller-Elemente nach und nach doch mehr und glichen das aus. Der Stil ist wie immer rasant und leichtgängig zu lesen, dabei aber kein bisschen platt oder stumpf.

 

Siegfried Langer schafft es auch hier, die Spannung schon in die ersten Zeilen zu legen und dann kontinuierlich immer noch ein wenig mehr zu steigern, bis es zu einem dramatischen Show-Down kommt. Der Prolog schockiert mit der Schilderung aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Ole Tänzer, der auf der Suche nach dem ultimativen Kick im SM-Bereich in eine Lage geraten ist, die er so nicht wirklich wollte. Im weiteren Verlauf des Buches wechseln die Kapitel immer von Ole zu Björn, aber es gibt keine Ich-Form mehr, die restlichen Kapitel sind aus der Erzähler-Perspektive geschrieben. Besonders gelungen finde ich die Kapitel mit den Mails.

 

Seine Protagonisten sind ebenso einzigartig, wie auch liebenswert (na gut, nicht alle mag man – aber alle passen perfekt in die Story). Besonders Ulli hätte ich doch gern in meinem eigenen Bekanntenkreis. Solche Menschen tun einem einfach immer gut! Sogar die dominante, herrische Mutter muss man auf ihre Weise ins Herz schließen, es ist kaum zu glauben. Besonders gelungen finde ich Slopinski. Ein Thriller, der die Nerven zum Zerreißen anspannt, aber auch immer wieder lächeln, grinsen, lachen lässt. Das muss man erst einmal hinbekommen!

 

Sehr schön ist, dass Langer die SM-Szene weder verteufelt, noch verherrlicht. Er fand einen genialen Weg zur goldenen Mitte und informiert den Leser mehr, als dass er ihn „bedient“. So wird der Text nie schlüpfrig. Er erklärt dem Leser die SM-Szene relativ genau, gibt Stoff zum Nachdenken und lässt in die Abgründe menschlichen Verhaltens blicken.

 

Wie immer so hat mich auch diesmal das Talent von Siegfried Langer komplett überzeugt. Auch wenn ich die beiden letzten Kapitel nicht ganz so gelungen fand, wie alle vorherigen, passen sie doch zur Story und deshalb bleibt es bei den vollen fünf Sternen und einer absoluten Leseempfehlung für alle Thrillerfans!

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