Rezension

Fesselnde Einblicke in die SM - Szene

Nachschlag - Ole Tänzer

Nachschlag
von Ole Tänzer

Ein Ausflug in die SM Szene…..

Der Bruder  von Björn Tänzer, Ole,  meldet sich zum Geburtstag der Mutter nicht, was für ihn sehr ungewöhnlich ist. Seine Mutter machte sich große Sorgen um Ole und schickt seinen Bruder in die Metropole Berlin, um nach dem Rechten zu sehen. Björn hofft auf eine schnelle Aufklärung, weil er eigentlich  in die Fjorde zum angeln  und nicht Babysitter für seinen Bruder sein möchte. Doch aus dem Trip wird nichts. Björn muss ganz schnell erkennen, dass  sein Bruder in Berlin ein Leben führt, an dem er seine Familie nicht teilhaben lassen möchte – es ist sein Geheimnis.

Aber Björn gelingt es mit Hilfe der besten Freundin von Ole, Ulli,  eine Spur zu Ole zu finden und  sie machen sich gemeinsam auf die Suche. Dabei muss Björn feststellen, dass er seinen Bruder doch nicht so gut kennt, wie er angenommen hatte. Ole scheint ein etwas unkonventionelles Liebes – und Sexleben zu haben, denn die Spur führt tief in die SM – Szene Berlins hinein und Björn und Ulli müssen um das Leben von Ole fürchten, denn auch hier gibt es Anhänger, die festgelegte Grenzen anscheinend massiv überschreiten. Ist Ole hier an den Falschen geraten und hat damit sein Leben aufs Spiel gesetzt?  Ein Wettlauf gegen die Zeit  beginnt, denn plötzlich findet die Polizei eine Leiche  und sie scheint ein Opfer von perversen SM Spielen gewesen zu sein.

Mit dem Buch „Nachschlag- ich bin dein Herr und Mörder“ ist Siegfried Langer ein Thriller der besonderen Art gelungen.  Schon der Prolog war Spannung pur und nichts für schwache Nerven.  Siegfried Langer gelingt es, dem Leser die vielen Facetten der SM Szene nahe zu bringen. Er zeigt uns, dass es nicht nur um die Rollenverteilung  von Sklaven und Herren, um Unterwerfung und bedingungslosen Gehorsam geht, sondern auch um absolutes Vertrauen, feste Regeln und Tabus. Mit Ole Tänzer zeigt uns der Autor, wie man auch leiden kann, wenn das normale Ausleben der SM-Phantasien nicht mehr reicht und man eigentlich  auch von einer Sucht oder Besessenheit sprechen muss. Die Gefahr, die daraus entstehen kann, wird spürbar mit dem Verschwinden des Bruders von Björn. Ohne langatmige Erklärungen, was es alles an „Spielchen“ in dieser Szene gibt, wie man sich untereinander kennenlernt und dann auch erkennt, bedient sich Siegfried Langer einem Medium, was hier besser nicht passen könnte -  dem E-Mail Verkehr. So bekommt der Leser  mit wenigen Worten und Zeilen ein Maximum an Informationen und Unterhaltung.

Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet, man spürt die Verzweiflung von Björn,  das Unverständnis einerseits, als er sich mit der Materie auseinandersetzen muss und andererseits fängt er zu akzeptieren an, was sich da für eine Welt aufgetan hat, in der er nun seinen Bruder sucht. Es sind  nicht nur Sub und Dom, nicht nur das bloße Ausleben der sexuellen Phantasie. Björn  lernt, dass SM auch Hingabe und Liebe heißt und das es Menschen gibt, denen das Wohl, ihrer Spielpartner am Herzen liegt.

Der Schreibstil ist flüssig und unheimlich spannend. Durch wechselnde Erzählperspektiven und Cliffhanger an den Kapitelenden wird der Leser hier quasi an den Thriller gefesselt. Ein Gefühl von Ekel oder Abstoßung hatte ich  über das normale Maß eines Thrillers hinaus nicht. Natürlich sind einzelne Szenen detailliert beschrieben, aber wir lesen hier ja auch kein Märchenbuch.

Für mich war das Buch ein absolutes Lese - Highlite und ich freue mich schon auf weitere Werke von Siegfried Langer.

Das Buch bekommt von mir 5 Sterne.