Rezension

Ein gelungenes Debüt

Die Stille des Bösen -

Die Stille des Bösen
von Kyle Perry

Bewertet mit 5 Sternen

Limestone Creek ist eigentlich ein beschauliches kleines Städtchen, bis vier Mädchen bei einer Wanderung mit ihrer Klasse spurlos verschwinden. Die Lehrerin, die bei ihnen war, wird zwar gefunden, doch weil sie einen Schlag gegen den Kopf erhalten hat, erinnert sie sich an nichts mehr. Schnell gerät der Vater eines der Mädchen in Verdacht: der Drogendealer Murphy. Der hat allerdings nur im Sinn, seine Tochter Jasmine zu finden – um jeden Preis. Alles an dem Fall erinnert an die Ereignisse aus dem Jahr 1985, als ebenfalls mehrere Mädchen verschwanden und Opfer des sogenannten ‚Hungermanns‘ wurden.
Die vier Mädchen sind typische Teenager, die irgendwie versuchen, die Pubertät durchzustehen. Drei von ihnen sind Mitglieder der „Fab Four“: Jasmine, aus deren Perspektive eines der ersten Kapitel geschrieben ist und die teilweise genervt von ihren Freundinnen ist – insbesondere Madison –, Georgia, die von den Aboriginals abstammt und die sich dafür einsetzt, ihre Kultur und Geschichte den Menschen zu vermitteln und Cierra, Madisons Zwillingsschwester, die sich versucht optisch von Madison abzuheben. Ergänzt werden diese drei von Madison selbst, die als Influencerin über alles aus ihrem Leben Videos ins Netz stellt und dabei keine ethischen Grenzen kennt. Das vierte verschwundene Mädchen ist Bree, die den Suizid ihrer besten Freundin versucht zu bewältigen.
Murphy ist zwar Drogendealer und hat einen gewöhnungsbedürftigen moralischen Kompass, dennoch erscheint er beim Lesen nicht unsympathisch. Er ist ein liebender Vater, der bereit ist, im Zweifelsfall sein eigenes Glück zu opfern, um seine Tochter in Sicherheit zu wissen.
Die beiden Ermittler in dem Fall sind Con und seine Kollegin Gabby. Con ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, stellt durch sein Handeln aber schnell klar, dass er zu den Guten gehört. Er hört nicht auf die Kollegen der örtlichen Dienststelle, die ihre eigenen Gefechte auf dem Rücken des Falls austragen wollen. Gabby ist der durchgeknallte Teil des Duos – sie glaubt an diverse Verschwörungstheorien und somit auch an die Legenden des Hungermanns und magische Portale, die es in den Bergen geben soll.
Der Stil ist bildhaft und gleichzeitig locker. In den Dialogen kommen zahlreiche Flüche vor, alle Figuren haben einen lockeren und dadurch realistisch wirkenden Sprachgebrauch – ein Drogendealer wird greift eben auch mal auf eine derbe Wortwahl zurück. Von der ersten bis zur letzten Seite hat das Buch eine ganz spezielle, spannende und etwas unheimliche Atmosphäre – Gänsehaut in zahlreichen Szenen inklusive.
Ebenso packend ist die Handlung, die einen von der ersten Seite an vor Spannung nicht mehr loslässt. Der Fall der vermissten Mädchen lässt sich nicht so schnell durchschauen, es werden zahlreiche Verdächtige präsentiert, sodass man beim Lesen gut mitraten kann. Die tatsächlich Auflösung lässt sich kaum erahnen, sodass das Buch bis zum Schluss spannend bleibt. Denn eins ist sicher: in Limestone Creek ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint.
„Die Stille des Bösen“ ist das fulminante Debüt von Kyle Perry – ein Autor, den man definitiv im Blick behalten sollte, ich warte nun jedenfalls gespannt auf das nächste Werk aus seiner Feder.