Rezension

Ein Jugendbuch für Jugendliche, nicht für Erwachsene

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet - Patrycja Spychalski

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet
von Patrycja Spychalski

Bewertet mit 3 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Das Großstadtmädchen Laura kann sich nicht gegen den Plan ihrer Eltern wehren, auf dem Land ein Häuschen zu kaufen und Stadttauben durch Hühner zu ersetzen. Während ihre Freunde ihr gewohntes Leben weiterführen dürfen, muss Laura sich mit ihrer neuen dörflichen Heimat arrangieren, wo sie als die Neue in aller Munde ist. Als sie auf den süßen Enzo, den Neffen des Pizzeriabesitzers, und ihre exzentrische Klassenkameradin Irina trifft, beginnt sie langsam, das Dorfleben gar nicht mehr so übel zu finden … bis auf einer Party etwas passiert, das Laura und Irina zum Gesprächsthema Nummer eins macht.

Meine Meinung

Wie ihr wisst, lese ich unheimlich gerne Jugendbücher. Ob Harry Potter oder Prinzessin Mia, ich habe immer meinen Spaß an Büchern, die eher für jugendliche Leser gedacht sind. Da ich mal wieder Lust auf eine kleine Teenie-Liebesgeschichte hatte, hat mich dieses Buch von Patrycja Spychalski angelächelt. Zumal der Klappentext noch etwas mehr verrät als meine eigene Zusammenfassung – denn auf der erwähnten Party geschieht es, dass Laura und Irina sich küssen. Was mich auch schon zu einem Kritikpunkt bringt: Dadurch, dass der Hauptwendepunkt bereits im Klappentext verraten wird, fiebert man als Leser nur dem Augenblick entgegen, wo es endlich geschieht. Dadurch ist der Einstieg ins Buch etwas langwierig und wenig spannend und natürlich entfällt auch der Überraschungsmoment, den die Autorin mit einem anderen Klappentext kreiert hätte.

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet ist mehr Jugendbuch, als ich gedacht hätte. Ich finde, man liest aus jeder Zeile heraus, dass man im Kopf eines jungen pubertierenden Mädchens steckt, was nicht schlecht ist, wenn man selbst ein solches ist. Ich persönlich habe jedoch keinen rechten Zugang zu Laura gefunden, da sie mir zu sehr Teenager mit – bis auf den Kuss mit Irina – zu ordinären Problemen ist. Der Umzug der Eltern, das Einleben in einer neuen Umgebung, der süße Junge, die neue beste Freundin, Herzschmerz und Verwirrung – der Roman vereint die typischen Elemente, die man von solchen Büchern gewohnt ist. Die Handlung birgt daher keine Überraschungen, was ich etwas schade finde, denn ich habe mir vom Inhalt mehr Spannung und Unerwartetes erhofft.

Ebenso wie mit Laura, die mir häufig zu kindlich, naiv und zickig war (wie man als Teenagermädchen eben so ist), bin ich auch mit den anderen Charakteren nicht richtig warmgeworden. Irina ist ein dominante Persönlichkeit, aus der ich manchmal nicht schlau geworden bin, und so richtig sympathisch wurde sie mir auch nicht, obwohl ich sie als Charakter interessant fand. Von allen Charakteren mochte ich Enzo am liebsten, er erschien mir einfach wunderbar normal und nett, ohne unscheinbar zu sein. Mit Lauras bester Freundin Marlene, die sie in der Stadt zurücklassen musste, konnte ich so gar nichts anfangen, ebenso wie mit Lauras sehr klischeebeladenen neuen Klassenkameraden. Die Dorfjugend wird extrem stereotyp dargestellt, aber nun gut, da ich selbst auf dem Land aufgewachsen bin, kann ich das Beschriebene traurigerweise durchaus bestätigen. An den Klischees ist also etwas dran – trotzdem hätte ich mich über etwas mehr Tiefe gefreut.

“Mama und Papa hätten mich wenigstens in einen Kurs schicken können: Dorfleben für Anfänger.” – S. 58

Manches fand ich etwas unglaubwürdig. Das Dorf, aus dem ich komme, ist noch einmal wesentlich kleiner als das, in das Laura mit ihren Eltern zieht, und trotzdem wird es als das Ende der Zivilisation beschrieben. Seltsam fand ich auch, dass Lauras Klassenlehrerin die Schüler nicht nur in einem Fach, sondern einfach in jedem Fach unterrichtet. Das kenne ich sonst nur aus der Grundschule.
Mehr Tiefgründigkeit wäre in Bezug auf das Thema Homosexualität schön gewesen. Natürlich wird Lauras Gefühlschaos nach dem Kuss mit Irina beschrieben, doch gerade zum Ende hin wurde mir das Ganze zu schnell abgehakt.

Das Buch ist angenehm zu lesen und hat mir das eine oder andere Schmunzeln entlockt. Patrycja Spychalskis Schreibstil ist flüssig und entspricht Lauras Alter. Mit Wörtern wie hammermäßig kriegt man mich persönlich aber leider nicht, denn ich mag diese Art zu schreiben einfach nicht, deswegen hat mir der Schreibstil nicht hundertprozentig gefallen. Ich muss jedoch sagen, dass die Autorin die Teenager authentisch beschrieben hat, sogesehen passt der Stil sehr gut zur Geschichte. Man muss es halt mögen.

Als Urlaubslektüre hat mir das Buch gut gefallen, denn man muss beim Lesen nicht nachdenken und kann einfach das Teenagerdrama genießen, das einem serviert wird. Weiterempfehlen würde ich es jedoch nur an Jugendliche, die in etwa Lauras Alter haben, denn ich fürchte, dass ich mit Auf eine wie dich habe ich lange gewartet an ein Jugendbuch geraten bin, das für mich als Erwachsene nichts mehr ist. Vor zehn Jahren hätte ich das Buch wahrscheinlich toll gefunden.

Fazit

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet von Patrycja Spychalski ist ein Jugendbuch, das in meinen Augen tatsächlich eher für Teenager als für Erwachsene geeignet ist. Eine nette Lektüre für zwischendurch, die leider keine Überraschungen parathält und sehr vorhersehbar ist.