Rezension

Eine sommerlich leichte Jugendlektüre bei der man sich wunderbar fallen lassen kann!

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet - Patrycja Spychalski

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet
von Patrycja Spychalski

 Ein Leben auf dem Lande? Für das sechzehn-jährige Großstadtmädchen Laura ein Gedanke, der sie in Angst und Schrecken versetzt. Und obwohl sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewährt hat ihr vertrautes Leben bei ihren Freunden gegen ein Leben im Nirgendwo bei den Hühnern einzutauschen, bleibt ihr nichts anderes übrig als ihren Eltern in ihr neues Zuhause auf dem Land zu folgen. Kaum in der Kleinstadt angekommen ist sie sich sicher, dass sie nicht länger bleiben möchte als nötig. Doch dann begegnet sie Enzo, einem charmanten und humorvollen Italiener, der Lauras Herz auf seine ganz eigene Art und Weise gewinnt. Und dann wäre da noch Irina, ein Mädchen, das sich nicht darum bemüht so zu sein wie die anderen und mit der Laura sich von Anfang an versteht. Beide sind sich einig, dass je näher sie sich kommen, dass die beiden etwas ganz besonderes verbindet. Und dann passiert etwas, womit Laura überhaupt nicht gerechnet hatte und damit ihre komplette Gefühlswelt auf den Kopf stellt...

Es ist nicht zu leugnen, dass der erste Eindruck - bei Büchern oftmals der Blick auf das Cover -, der entscheidende ist und darüber bestimmt, ob man das Buch nun in die Hand nimmt und es sich genauer anschaut. In meinem Fall konnte mich ,,Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" auf den ersten Blick auf Anhieb überzeugen, denn das Cover weckt in dem Betrachter das Gefühl einer inneren Ausgewogenheit und ist mit so einer Leichtigkeit gestaltet, dass es sich auf der Hand wunderbar leicht anfühlt und man gleich eintauchen möchte.

Was ich dann aber doch ein wenig schade fand ist, dass der Klappentext mit Erwähnung des Kusses zwischen den beiden Mädchen bereits ziemlich viel über den Verlauf der Handlung preisgibt, sodass dem Leser dieser Überraschungsmoment genommen wird, der aber eigentlich den Höhepunkt der Handlung bilden sollte, weshalb das Entgegenfiebern dadurch gedämpft wird.

Allerdings war dies auch schon sehr bald vergessen, denn Patrycja Spychalski schreibt mit einer solch lockeren, frischen Art, dass ich als Leser gar nicht anders konnte als mich einfach fallen zu lassen und alles um mich herum zu vergessen und stattdessen zusammen mit Laura durch ihr neues Zuhause schlendere, das die Autorin wunderbar beschreibt, sodass man ein klares Bild von Lauras Umgebung vor Augen hat. Die Autorin hat innerhalb weniger Seiten eine idyllische und ruhige Leseatmosphäre geschaffen, die sich durch das gesamte Buch zieht und dafür sorgt, dass man nur so über die Seiten fliegt.

Auch die Gestaltung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen, denn es wurde hierbei nicht darauf geachtet, dass man eine 'Musterfamilie' oder einen wahrhaften 'Traumtypen' schafft, sondern die Autorin bleibt auf dem Boden und entwickelt eine sehr realistische Figurenkonstellation, die so perfekt ist, weil sie so realistisch ist. Das beste Beispiel ist hierbei Enzo, der Junge mit italienischen Wurzeln, den blonden Haaren und seinen zwei schiefen Zähnen. Er glänzt in dem Buch nicht mit einem Prachtkörper/-aussehen oder ist der Schwarm der Schule, vielmehr beeindruckt er die Protagonistin Laura, aber auch mich als Leser mit seiner Art mit Laura umzugehen.

Mit Laura als Protagonistin konnte ich auch sehr gut umgehen, da auch sie ziemlich realistisch dargestellt worden ist mit ihren Problemen, Zweifeln und Gedankengängen. Ihr Verhalten wirkte nicht zu dick aufgetragen und an einer Stelle musste ich sogar schmunzeln, als sie Antworten auf ihre Fragen in Google gesucht hat - genauso wie es heutzutage halt so ist. :-)

Bei Irina bin ich mir noch etwas unschlüssig, da ihr Verhalten etwas gewöhnungsbedürftig ist, da sie so besitzergreifend und bestimmend auf mich wirkte. Ich hatte das Gefühl, dass Laura neben ihr total untergegangen ist. Dennoch war ich ziemlich beeindruckt von ihr, dass sie sich nicht so schnell von den anderen unterkriegen lassen hat und es auch nicht in Erwägung zog sich anzupassen nur um 'dazu zugehören', wenn die Jüngeren genauso handeln würden, dann würden wahrscheinlich auch nicht so viele Zweifel bei den Jugendlichen entstehen, weil jeder so akzeptiert werden würde wie er ist.

Dies ist auch ein wichtiger Punkt, den die Autorin den Lesern zu vermitteln versucht. Laura ist mit ihren Zweifeln, Problemen und Gedankengängen ein gutes Beispiel für die jüngere Generation, die viel zu sehr darauf bedacht ist bloß nicht irgendwie negativ aufzufallen, wenn man mal etwas anders handelt oder denkt. Das zeigt die Autorin ganz deutlich an dem Verhältnis zwischen Laura und Irina, die deutlich mit den auf sie herabprallenden Reaktionen ihrer Mitschüler zu kämpfen haben. Dies macht einen doch sehr nachdenklich und ist gleichzeitig sehr realistisch.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ,,Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" eine wunderbar frische Jugendlektüre ist mit einer tollen Leseatmosphäre, glaubhaften Figuren und einem Thema, das zum Nachdenken anregt. Leider wurde der Schlüsselmoment vorweggenommen, weshalb die Spannung deutlich gedämpft wurde. Dennoch ein super Jugendbuch für zwischendurch um sich einfach mal fallen zu lassen!