Rezension

Ein Lieblingsbuch!

Offline ist es nass, wenn's regnet - Jessi Kirby

Offline ist es nass, wenn's regnet
von Jessi Kirby

Offline ist es nass, wenn’s regnet von Jessi Kirby war für mich diesen Monat DIE Buchüberraschung schlechthin. Nicht nur, dass mir der Loewe Verlag damit eine große Freude bereitet hat, auch die Geschichte des Buches hat mich so berührt und gefesselt, dass ich es als eines der schönsten Bücher bezeichnen kann, die ich in den letzten Monaten oder sogar im ganzen letzten Jahr gelesen habe. Selten werden Bücher, die mir unaufgefordert geschickt werden, von mir sofort gelesen – dieses Buch habe ich förmlich verschlungen, nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte. Und dabei ist es weniger das Abenteuer von Mari an sich, das mich so gefesselt hat, sondern vielmehr das, was das Abenteuer aus ihr und ihrem Leben gemacht hat. Ich will euch dieses Buch unbedingt ans Herz legen, genießt es, es ist ein absolutes Lieblingsbuch!

Maris Leben findet seit ein paar Jahren nur noch online statt. Ihre Freitzeit verbringt sie mit ihren Social Media-Accounts, sie macht sexy Fotos für tausende Likes, zählt ihre neuen Follower und führt sogar eine Schein-Partnerschaft, um ihre Werbewirksamkeit online zu steigern. Mari verköpert somit als Protagonistin dieser Geschichte Jugendliche von heute, die sich ein Leben ohne ihre virtuelle Identität, ohne ihr Handy und ein allzeit verfügbares Internet nicht mehr vorstellen können. Umso schöner fand ich die Botschaft, die dieses Buch durch Mari vermittelt: Das Leben ist zu kurz, um es online zu verbringen. Denn man verpasst es schlichtweg. Diese Botschaft wird schon zu Beginn klar, als Mari sich nach einem seelischen Zusammenbruch dafür entscheidet, in die Fußstapfen ihrer Cousine zu treten und es ihr gleichzutun, nämlich Abenteuer und Freunde im wahren Leben zu suchen und zu finden.

Der Anlass für Mari, ihr Leben so rigoros zu ändern, ist der Verlust ihrer Cousine, der sie an ihrem gemeinsamen 18. Geburtstag überkommt und ihr so schmerzhaft bewusst wird, dass es sie völlig aus der Bahn wirft. Ich war schon nach wenigen Seiten von Maris Geschichte zu Tränen gerührt und wenn mich ein Buch so schnell so mitnehmen kann, dann hat die Autorin definitiv einen Nerv bei mir getroffen. Es ist aber nicht so, dass die Geschichte  von Traurigkeit dominiert wird. Vielmehr ist sie der Anlass für Mari, vieles auf ihrem Weg mit anderen Augen zu betrachten und sich Zeit für sich selbst und die Schönheit um sie herum zu nehmen. Die Erinnerungen an ihre Cousine halten Mari lebendig und geben ihr den nötigen Mut, ihren Weg durch den Yosemite-Nationalpark fortzusetzen. Das hat mich unglaublich inspiriert!

Auch das Setting der Geschichte war für mich eine ganz neue Erfahrung. Der Yosemite-Nationalpark in Nevada, Kalifornien ist durchzogen von Bergketten, Seen, Schluchten, Wäldern und reißenden Flüssen. Für unerfahrene Wanderer ist der John Muir Trail also lebensgefährlich und eine ständige Herausforderung. Da ich selbst kaum wandere, geschweige denn jemals solch einen Trip absolviert habe, fand ich es toll zu sehen, welche Gefahren und Abenteuer auf so einer langen Reise lauern können. Auch wenn man als Leser Mari nur gedanklich auf ihrem Weg begleiten kann, spürt man den Spirit und die Energie, die in dieser Landschaft existiert und viele Wanderer jährlich dazu befähigt, die 211 beschwerlichen Meilen auf sich zu nehmen. Nach dem Lesen des Buches hatte ich auf jeden Fall große Lust, selbst eine Wanderung zu machen, das Handy zu Hause zu lassen – nur mit mir und der Natur zu sein. Denn dazu treibt die Geschichte definitiv an

Unglaublich berührt war ich auch von den vielen eingehenden und tiefgründigen (aber nicht zu tiefen) Gedanken, die Mari während ihrer Wanderung kommen. Ihre Zweifel, ihr Selbstmitleid und ihre Angst sind jederzeit sehr greifbar und dennoch spürt man, wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert. Wie sehr es ihr hilft alleine zu sein und dann doch wieder nicht allein zu sein. Wie sie Gesellschaft genießt und Freundschaften schließt. Ob sie es schafft mit sich selbst ins Reine zu kommen und ihr Leben wieder zu lieben steht am Ende des großen Abenteuers mit einem noch größeren Fragezeichen. Aber man wünscht ihr nichts mehr und sich selbst nichts weniger.

Fazit & Bewertung

Offline ist es nass, wenn’s regnet von Jessi Kirby ist eine Geschichte, die ich ausnahmslos jedem ans Herz legen möchte. Mich hat die Geschichte von Mari auf ihrem Trail durch Kanada unheimlich berührt und gleichzeitig inspiriert. Die Botschaft, sein Leben nicht online verstreichen zu lassen, sondern offline zu leben, ist eine, die laut in die Welt hinausgerufen werden sollte – am Fuße eines glitzernden Sees, umgeben von schneebedeckten Bergen und den letzten Strahlen der untergehenden Sonne auf dem Gesicht. Ein Lieblingsbuch!

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